Über die Blockchain und ihre Chancen in der Eventbranche wurde schon viel geschrieben und diskutiert. Dieser Artikel ist ein wenig anders. Doch gewinnbringende Ideen sind auf jeden Fall enthalten. Neugierig? Dann lies einfach weiter.
Achtung, der Artikel kann Spuren von Sarkasmus enthalten.
Was ist überhaupt die Blockchain?
Bevor wir einsteigen, lass uns ganz kurz darüber sprechen, was diese Technologie auszeichnet.
Blockchain ist ein dezentrales, also verteiltes, System zur Speicherung von Daten. Diese Daten werden einer verketteten Folge von Blöcken gespeichert. Daher der Name Blockchain.
Ein neuer Block kann dann entstehen, wenn der alte beendet wurde. Das macht man mittels eines Konsensverfahrens, z. B. durch ein “Proof of Work”. Stell dir das wie ein Tagebuch vor. Möchtest du eine Seite abschließen, brauchst du erst einen “Siegel” am Ende dieser Seite. Und diese Versiegelung ist ziemlich aufwändig. Dafür braucht man sehr viel Rechenpower und demzufolge auch sehr günstigen Strom. Und ein Anreizsystem, welches die Mitspieler dazu bewegt, neue Siegel zu finden.
Das macht die Blockchain u. a. also aus:
- dezentral – die Daten liegen also auf vielen Rechnern (nicht auf dem eines “Blockchain-Anbieters”)
- Daten – hier werden Daten gespeichert (keine Koffer, keine Bio-Milch, keine Hotelzimmer)
- Speichern in Blöcken –Blöcke müssen abgeschlossen und neu gefunden werden (und das ist sehr, sehr rechenintensiv)
Das soll’s auch schon von mir dazu gewesen sein. Möchtest du mehr wissen, hilft dir vielleicht der wikipedia-Eintrag zur Blockchain.
Und hier sind vier gewinnbringende Ideen, wie auch du die Blockchain für deine Events einsetzen kannst.
Entwickle ein Blockchain-Event
Arbeitest du für einen Messeveranstalter, für eine Kongressagentur, in einem IT-affinen Verband oder Verein? Dann nimm das Thema doch einfach in dein Portfolio auf.
Ist das ernst gemeint? Natürlich! Zwar ist laut Gartner Hype Cycle der große Hype um die Blockchain schon vorüber. Das Thema ist jedoch noch lange nicht out.
Es gibt zwar schon einige Veranstaltungen, doch da ist noch Potenzial für mehr. Überlege nur mal, wie viele ‘Online Marketing’ Kongresse, Messen und Festivals es gibt. Und ‘Online Marketing’ ist nun wirklich kein neues Thema. Also: Da ist noch Luft für dein Blockchain-Event.
Was du noch brauchst: Einen coolen Veranstaltungstitel.
Wie wäre es mit einer Kombination aus Blockchain und
- Summit
- Gipfel
- Festival
- Conference
- Week
- Show
- Expo
- BarCamp
- MeetUp
Dann überlegst du dir, welches Ziel und welche Zielgruppe du erreichen willst.
Führungskräfte aus großen Unternehmen und mit Budgetverantwortung? Dann baue renommierte Speaker und Schirmherren in deine Veranstaltung ein. Am besten auch Politiker und Ministerien. Je hochrangiger, desto glaubwürdiger. Mit so einer Veranstaltung kannst du noch ordentlich Geld verdienen: Deine Zielgruppe ist zahlungskräftig und deine potenziellen Aussteller und Sponsoren sind es dann ebenfalls.
Du möchtest es praktischer? Interaktiver? Hipper? Dann setze eher auf ein Format wie Festival oder BarCamp. Und auf Speaker, die mit einfachen Worten erklären können, was Blockchain ist. Die Chancen stehen gut, dass deine Besucher in einem Workshop tatsächlich erahnen werden, was Blockchain ist. Und wofür diese Technologie eingesetzt werden könnte. Versprich ihnen nicht, dass sie hinterher die Technologie für ihr Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle oder Probleme anwenden können. Wenn das so einfach wäre, gäbe es diese Lösungen längst.
Biete Blockchain Sessions an
Du arbeitest für einen Veranstalter, der andere Themen als die aus der IT-Welt anbietet? Kein Thema! Blockchain lässt sich mit allem kombinieren. Was ich da schon alles gesehen habe. Deiner Fantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt. Hier ein paar Beispiele:
- im Fundraising
- für die Verwaltung und den Verkauf von Hotelzimmern
- verlorene Koffer finden
- kurzzeitiges Tanken und Micropayments
- fair gehandelten Kaffee
Sobald dein Thema irgendetwas mit Datenverarbeitung zu tun hat, kannst du es mit Blockchain kombinieren. Und mit Daten hat ja heutzutage irgendwie jedes Thema zu tun, oder?
Nutze die Blockchain für deine Reichweite
Wie gesagt, der Hype ist zwar schon vorbei. Doch das Thema Blockchain ist auch in der Eventbranche noch nicht tot.
Informiere dich über die Technologie Blockchain und dann publiziere etwas dazu.
- Einen Blogartikel wie diesen.
- Oder einen Artikel in einer Fachzeitschrift, die deine Zielgruppe liest.
- Biete ein Web-Seminar an.
- Oder halte offline Vorträge dazu.
Du wirst auf jeden Fall wahrgenommen. Ganz sicher mehr als würdest du über so abgedroschene Themen wie interaktive Eventformate, faire Pitches oder Arbeitszeiten in der Eventbranche schreiben.
Baue eine Blockchain Beratungs-Unit auf
Consulting geht immer! Egal, ob du als Agentur Verbände oder Unternehmen berätst oder ob du deinen Mitgliedsunternehmen einen Service anbieten willst. Was für strategische Neuaufstellung, Digitalisierung oder DSGVO funktioniert, geht auch für die Blockchain Technologie. Baue eine Beratungs-Unit auf und biete diesen Service deinen Kunden an. Findet ihr wirklich eine Aufgabe, die dank Blockchain gelöst werden kann, dann gratuliere ich euch! Ernsthaft.
Macht ihr es wie viele andere und überlegt krampfhaft, welches Problem die Blockchain wohl lösen könnte, habt ihr zumindest Aufträge bearbeitet. ✍️
Das ist zwar ein bisschen so, als würdest du vor einem Excel-Sheet sitzen und überlegen, welche Veranstaltung du damit planen kannst. Und nicht anders herum. Also: Du hast eine Veranstaltung und wie kannst du die Aufgaben dafür notieren und im Blick behalten? Das ginge mit einem Zettel und einem Stift. Oder mit Word. Alternativ tippst du deine Aufgaben in Excel ein. Oder du nutzt eine Eventmanagement-Software. Oder, oder, oder… Kurz: Du wählst die Technik, die zu deinen Aufgaben passt. Statt die Technik zu wählen und nach Aufgaben zu suchen.
Und hey, eine Erfolgsgarantie hast du zu Beginn des Consultings doch hoffentlich nicht abgegeben, oder? Wenn ihr nichts findet oder es einfach nicht klappt, lag es bestimmt an
- der neuen politischen Weltlage,
- schwankenden Aktienmärkten,
- Kunden, die einfach noch nicht so weit waren,
- gestiegenen Strompreisen,
- Billigkonkurrenz aus Asien,
- einem Start-Up aus dem Silicon Valley
- und so weiter und so fort.
Blockchain & dein Eventmanagement
Bin ich jetzt gegen Technologien wie Blockchain & Co.? Keinesfalls! Dort, wo das Prinzip sinnvoll eingesetzt werden kann, begrüße ich es sehr. Dort gehört es auch hin. Doch wie schon in Tipp 4 angedeutet: Wir verwechseln gern mal das Problem und die Lösung. Und für viele Probleme auf unserem Planeten gibt es schon Antworten. Oder es gibt ähnliche Ideen, die das Problem aber überhaupt nicht lösen. Ein paar Beispiele?
> Koffer finden
Warum sollten wir mit der Blockchain Technologie auf Flugreisen verlorene Koffer wiederfinden?
Wie wäre es, wenn wir
- erst einmal verstehen, warum Koffer überhaupt verloren gehen?
weil zum Beispiel Förderbänder unerwartet ausfallen oder Mitarbeiter sie auf einen falschen Wagen schmeißen? - vorhandene Technologien nutzen?
Pakete lassen sich schon heute hervorragend tracken. Wer sehnsüchtig auf seine amazon-Lieferung wartet, weiß das aus eigener Erfahrung. Warum nutzen wir nicht solche Technologien? Sie sind bereits erfolgreich im Einsatz und viel preiswerter.
> Kaffee fair handeln
Warum sollte dank Blockchain Kaffee plötzlich fair gehandelt werden? Weil wir dann transparent machen können, was im System schief läuft? Hey, das wissen wir seit vielen Jahren. Oder weißt du wirklich nicht, dass die Kaffeebauern und Plantagenarbeiter nicht adäquat bezahlt werden? Und ist es ein Geheimnis, wer die Gewinne beim Handel mit Kaffee, Coffee to go und Kaffeekapseln einstreicht?
Hat sich durch dieses Wissen das unfaire System geändert? Nein. Warum sollte es sich dann beim Einsatz einer neuen Technologie ändern? Mal ganz abgesehen von den enormen Kosten, die so eine Technologie mit sich bringt. Wie soll das durch Kaffeehandel kompensiert werden?
> Hotelzimmer verwalten und verkaufen
Du erinnerst dich an den Einstieg in diesen Artikel? Bei der Blockchain geht es um Daten. Ja, auch die Verfügbarkeit eines Hotelzimmers kannst du mit Hilfe von Daten darstellen. Doch erstmal sind es Zimmer. Und eben keine Daten. “Kann man doch in Daten umwandeln.” Na klar! Doch warum machen wir das denn nicht jetzt schon? Wieder mit der Technologie, die wir schon haben? Warum sitzen in Hotels meist schlecht bezahlte Angestellte, die auch heute noch per Fax (!) eingehende Buchungsdaten von hrs & Co. manuell in das eigene Buchungssystem übertragen? Per Schnittstelle ließe sich so etwas automatisieren.
Für dieses altmodische und doppelte Arbeit produzierende System gibt es sicherlich viele Gründe. Zum Beispiel:
- Die Angst vor der unbekannten IT des Gegenübers. “Von dem lass ich mir doch nicht in die Karten schauen.”
- Oder die Angst des Mitarbeiters, sich selbst überflüssig zu machen.
- Vielleicht ist es auch der Aufwand, solche Schnittstellen sauber zu programmieren.
- Oder es fehlen in dem Unternehmen schlichtweg qualifizierte Personen, die so etwas auch umsetzen oder begleiten könnten.
- Und vieles mehr.
Und warum sollte jetzt all das plötzlich wegfallen, nur weil es eine neue Technologie namens Blockchain gibt?
Fazit
Du kannst die Blockchain sehr wohl gewinnbringend für deine Events einsetzen. Vor allem dadurch, dass du weißt, wie du Hype-Themen zu deinen Event-Themen machst. Möchtest du die Herausforderungen deiner Events lösen, frage dich lieber: Mit welcher Methode oder Technik kann ich mein Problem lösen? Statt: Kann ich Blockchain irgendwie in meinem Eventmanagement unterbringen?