Vermeide diese 6 Denkfehler wenn’s ums Geld geht

Geld denkt nicht - Hanno Beck Denkfehler in Sachen Geld lauern überall. Das Kleingeld ist schneller weg, als wir schauen können. Darüber hinaus kaufen wir überteuerte Versicherungen und fallen auf Rabatte herein. Für das Alter sorgen wir trotz guter Vorsätze doch nicht vor. Dafür stecken wir Unsummen in aussichtslose und risikoreiche Projekte und werfen „gutem Geld schlechtes hinterher“ –  auch an der Börse. Geht’s ums Geld, verhalten wir uns leider nicht immer rational. Doch wenn du weißt, wie Menschen so ticken, kannst du dich besser schützen und verbesserst deinen Umgang mit Geld – privat wie auch beruflich.

Natürlich denkt Geld nicht. Allerdings denken wir. Wir sind, so Hanno Beck, die allererste Fehlerquelle beim Umgang mit Zahlen also auch mit Geld. Das ist vor allem so, weil wir Menschen emotional gesteuert sind und impulsive handeln. Hier stelle ich dir sechs Denkfehler aus seinem Buch vor, die du ab sofort vermeiden kannst.

1. Alles ist relativ – auch teure Zusatzleistungen

Ein sehr beliebter Denkfehler und es kommt dir bestimmt bekannt vor: Preise und deren Differenzen sind relativ. Angenommen du willst einen Blumenschmuck für deine nächste Veranstaltung besorgen. Bei A kostet das Gesteck 100 €. B dagegen verlangt von dir nur 95 €. Dafür müsstest du jedoch zusätzlich 20 Minuten Arbeitszeit investieren, z.B. recherchieren oder einen Kollegen briefen. Nur 30% von uns würden für den günstigeren Schmuck den zusätzlichen Aufwand betreiben. Verständlich aus meiner Sicht.

Doch jetzt kommt’s: Für deine nächste Veranstaltung brauchst du auch einen USB Stick. Onlineshop A verlangt 10 € und im Shop B soll dieser nur 5 € kosten. Der zusätzliche Arbeitsaufwand für die günstigere Variante beträgt wieder 20 Minuten. In ähnlich gelagerten Experimenten hat sich gezeigt, dass nun 70% der Menschen dazu bereit gewesen wären, noch einmal 20 Minuten Zeit zu investieren.

Hast du es bemerkt? In beiden Fällen beträgt die Preisdifferenz 5 €. Dein Veranstaltungsbudget wird “nur” mit 5 € mehr oder weniger belastet. Doch relativ gesehen ist die Preisersparnis im zweiten Fall viel höher. Deshalb nehmen wir hier viel eher Zusatzaufwand in Kauf. Auch wenn dieser es eigentlich gar nicht rechtfertigt.

Was kannst du aus diesem Denkfehler lernen?

Umgehe den Denkfehler beim Einkauf: Vergleiche auch einmal absolute Preisdifferenzen. Rechne es einfach einmal in € aus und schreib es auf. Beim Verkauf: Mit diesem Wissen kannst du auch Ticketpreise gestalten. Eine Preiserhöhung von 15 € auf 20 € wird von deinen Kunden viel stärker wahrgenommen, als eine von 150 € auf 155 €. Sei also vorsichtig bei Preiserhöhungen auf niedrigerem Niveau. Hast du schon ein hohes Preisniveau, z.B. bei Sponsoringpaketen, kannst du ganz andere Preissprünge durchsetzen.

Das Wissen um relative Preise hilft dir auch beim Ein- oder Verkauf Zusatzleistungen.

Bestimmt kennst du das aus deinem Alltag: Kaufst du ein relativ teures Produkt werden dir zusätzliche Optionen angeboten. Smartphones oder teure Laptops werden gern mit zusätzlichen Versicherungen angeboten. Wer jetzt meint, dass es auf 200 € mehr oder weniger auch nicht ankommt, ist in die nächste Denkfalle getappt. Besser wäre es, mit dem Kauf solcher Versicherungen ein paar Tage zu warten und sich dann erst zu entscheiden. Oder vorher gründlich und separat vom Produktkauf recherchieren und verschiedene Versicherungen vergleichen.

Was kannst du noch aus dem “jetzt kommt’s darauf auch nicht mehr an” lernen?

Überlege, wo du zusätzliche Angebote für deine Veranstaltung platzieren willst. An welcher Stelle innerhalb des Online-Anmeldeformulars wirst du das Get-Together einbauen, wenn du viele Plätze verkaufen willst? Am Anfang, wenn der Warenkorb noch leer ist? Oder doch lieber am Ende des Anmeldeprozesses? Zeige dabei ruhig an, dass schon 500 € für das Veranstaltungsticket im Warenkorb liegen. Denn die 20 € machen “den Kohl nun auch nicht mehr fett”.

Übrigens, so Beck, lassen sich so auch die von Kunden akzeptierten Preise in der Minibar im Hotel erklären. Hat dein Teilnehmer schon 70 oder 100 € pro Nacht gezahlt, dann macht ein Getränk für zwei, drei oder 4 Euro auch nichts mehr aus. Hätte er das Getränk in einer anderen Umgebung gekauft, fiele ihm der enorme Preisunterschied sehr wohl auf. Ich weiß, manchen fällt er immer auf 😉

Dieses Phänomen der relativen Preise und des Mottos “es kommt eh nicht mehr darauf an”, gilt natürlich auch für dein gesamtes Eventbudget. Wie bei einem Hausbau, macht „Kleinvieh eben doch Mist“. Jeder, der einmal ein Haus gebaut oder eine Veranstaltung organisiert hat, weiß, wie schnell sich Kleinigkeiten summieren. Drum prüfe auch ganz genau die kleinsten Positionen!

Denkfehler: Kleinvieh macht (keinen) Mist
Denkfehler: Kleinvieh macht (keinen) Mist

2. Es irrt der Mensch solang er lebt

Hier wirken gleich mehrere Effekte in einem.

1. Die Entscheidungsstarre

Zum einen wäre da die Entscheidungsstarre oder auch “Ich will so bleiben wie ich bin”-Effekt bzw. Status-quo-Effekt genannt. Dieser Effekt beschreibt, dass wir aktive Handlungen mehr bereuen als passive für den Fall, dass sie schief gehen. Angenommen, du hast dich für die Einführung interaktiver Eventformate in diesem Jahr entschieden. Leider melden sich weniger Teilnehmer als im Jahr zuvor an. Das ist natürlich ärgerlich. Doch für die meisten von uns wäre weniger ärgerlich, hätten wir nichts verändert und es wären weniger Teilnehmer gekommen. Doch wer sagt dir, dass die interaktiven Formate an dem Anmelderückgang Schuld sind? Möglicherweise waren die Themen nicht spannend, der Termin unpassend oder deine Werbung erreichte die Teilnehmer zu spät. Vielleicht wurden auch Weiterbildungs- und Event-Etats bei deinen Besuchern gekürzt. Du weißt es nicht. Vielleicht wären ohne die neuen Formate sogar noch weniger Teilnehmer gekommen 😉

2. Der Beharrungsirrtum

Neben der Entscheidungsstarre verfallen wir auch gern dem Beharrungsirrtum – der nächste Denkfehler. Haben wir einmal eine Entscheidung getroffen, ändern wir diese nicht mehr. Auch wenn es für uns besser wäre. Wir wechseln nicht: Weder schleppende Projekte noch unattraktive Kunden. Viele Anbieter da draußen wissen um diesen Effekt. Deshalb werben sie um Neukunden mit besonders großen Ködern. Beispielsweise bei Strom-, Smartphone- oder Internetverträgen. Allerdings entfällt der Köder schon nach kurzer Zeit wieder. Das macht für den Kundenstamm dieser Anbieter jedoch nichts aus. Die meisten von uns stecken ja in der einmal getroffenen Entscheidung fest.

Was kannst du daraus lernen? Nun, willst du Leistungen für deine Veranstaltungen kaufen, prüfe ganz genau die Einstiegs- und die Folgekosten. Möchtest du Tickets oder neue Features wie Apps & Co. verkaufen, kennst du nun die Macht der Einstiegsangebote.

Hanno Beck erklärt dir in seinem Buch auch hervorragend, warum du besser Premiumpreise aufsetzt und dann großzügige Preisnachlässe gewähren solltest – statt Basispreise mit zusätzlichen Kaufoptionen anzugeben. Auch wenn am Ende des Tages der Preis für deinen Kunden gleich ist. Du verkaufst deutlich mehr, sobald du große Rabatte ausweist. Dein Kunde fühlt sich in diesem Falle wie ein Gewinner.

Der Kunde ist ein Gewinner

3. Der Bestätigungsirrtum

Und noch ein Denkfehler bestimmt unser Handeln: Der Bestätigungsirrtum, auch confirmation bias oder Vorurteilsfalle genannt. Du hast es bestimmt schon selbst einmal bemerkt: Was wir sehen und wahrnehmen hängt von unseren Vorinformationen und Vorurteilen ab. Wir nehmen besonders das wahr, was wir wahrnehmen wollen. Das nutzt beispielsweise die Werbeindustrie. Sie setzt Promis ein, um deren positives Image beispielsweise auf Aktien oder andere Finanzdienstleistungen zu übertragen. Wie gut die Aktie ist, hat nichts mit dem Promi zu tun. Auch ist der Promi deshalb kein Börsenexperte. Doch der erste gute Eindruck von dieser sympathischen Werbung mit dem Promi überträgt sich auf das zu verkaufende Produkt. Was für den Verkauf von Aktien gilt, kannst du natürlich auch für dein Event, deine Location oder deine Agentur einsetzen. Nutze Promis auch für deine Angebote. Sie müssen, wie du siehst, dabei gar nichts mit deinen Angeboten zu tun haben.

Dieser Bestätigungsirrtum bewirkt übrigens auch, dass wir Vorlieben bei bestimmten Produkten entwickeln. Beispielsweise bei Smartphones oder Automarken. Diese Vorliebe wiederum führt dazu, dass wir für unsere “alte” Marke mehr zahlen als würden wir zu einer neuen wechseln. Wie du das nutzen kannst, ahnst du sicher schon. Als Anbieter kannst du höhere Preise verlangen. Als Kunde musst du tiefer in den Geldbeutel greifen. Frage dich also ruhig einmal, ob’s Zeit ist den Tagungsort, die Tagungslocation oder andere Dienstleister einmal zu wechseln. Kaufst du wirklich die besseren Leistungen ein oder zahlst du mehr wegen deiner Vorlieben?

 

4. Der Eigentumseffekt

Dieser Effekt beschreibt unser Verhalten, wenn Dinge in unseren Besitz kommen. Da erhalten wir beispielsweise eine Software zum Ausprobieren für 30 Tage. Sind wir auf der Suche nach einem neuen Auto, leiht uns der Autohändler des Vertrauens einen seiner Neuwagen für ein Probe-Wochenende. Oder wir brauchen eine neue Brille und können uns nicht fürs Gestell entscheiden. Der geschäftstüchtige Optiker gibt uns mehrere Fassungen zur Entscheidungsfindung mit nach Hause. Und dann kommt der Moment, zu dem wir diese Dinge wieder zurückgeben sollen. Das geht natürlich gar nicht! Diese Sachen befanden sich doch schon in unserem Besitz. Loslassen fällt jetzt schwer. Schwerer als hätten wir sie nie mit nach Hause genommen. Und so verlängern wir die Testversion der Software und “behalten” den Neuwagen.

Was du aus diesem Denkfehler lernen kannst? Bist du Anbieter, gibst du deinen Kunden dein Produkt oder deine Dienstleistung schon einmal gratis mit auf den Weg. Die Event-App kostet in den ersten drei Monaten nichts. Eine Software für Teilnehmermanagement installierst du in der Vollversion und nach den ersten 30 Tagen läuft diese Version ab. Ist dein Produkt gut, schmerzt dieser Verlust wirklich sehr. Dein Kunde wird kaufen wollen. Bist du Abnehmer und erhältst eine Gratisversion, überlege dir vorab gut, ob du diese Leistung wirklich haben wolltest. Hast du sie erst einmal besessen, fällt dir die Rückgabe schwerer.

Gratisproben und Geschenke führen zum Eigentumseffekt
Gratisproben und Geschenke führen zum Eigentumseffekt

5. Die Verlust-Aversion

Ein weiterer Denkfehler in Sachen Geld ist unsere Verlust-Aversion. Verluste wollen wir um jeden Preis verhindern. Wir empfinden sie übrigens doppelt so stark wie Gewinne – bei gleich hohen Beträgen. Und wir wollen sie keinesfalls realisieren. Haben wir Geld in Aktien gesteckt, verkaufen wir Verliereraktien daher nicht. Bei deren Verkauf würden wir ja unseren Verlust realisieren. Halten wir die Aktie, könnte sich der Kurs – so hoffen wir zumindest – doch noch wieder erholen. Die Verlust-Aversion treffen wir in vielen anderen Lebensbereichen an. Beispielsweise bei Projekten oder beim Einsatz von Software. Je mehr Zeit und Geld du schon in den Einsatz oder die Entwicklung einer Software gesteckt hast, desto schwerer fällt dir das loslassen. Also das Realisieren des Verlustes. Besser wäre, wenn du dich fragst, ob du diese Software mit heutigem Wissen noch einmal einsetzen oder kaufen würdest. Nein? Dann ist’s Zeit für einen Ausstieg! Betrachte jede Investition, jedes Projekt, jedes Tool so als stündest du auf der grünen Wiese. Mit anderen Worten: Schau nach vorn in die Zukunft statt zurück in die Vergangenheit.

Die Aversion wirkt umso stärker, je involvierter wir sind. Das erklärt auch, warum Agenturgründer meist länger an Verlust-Projekten festhalten als ihre angestellten Projektmanager.

Apropo Verlust-Aversion. Wenn du schon schlechte Nachrichten hast, verpacke sie in einer. Sende sie nicht häppchenweise. Ein großer Brocken ist für die meisten leichter zu verkraften als viele kleine schlechte Nachrichten.

Die Verlust-Aversion hilft dir auch beim Texten deiner Werbebotschaften: “Hören Sie auf Geld mit XYZ zu verlieren.” oder “Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht mit…”

6. Zeitinkonsistentes Verhalten

Ein ebenfalls ziemlich bekannter Denkfehler. Und das steckt dahinter: Wir wollen langfristig etwas anderes als das, was wir auf kurze Frist tun. Dafür gibt es viele schöne Beispiele: mit dem Rauchen aufhören, Sport treiben, Diäten halten, Geld sparen usw. Die kurzfristige Belohnung wirkt einfach stärker. Dabei wissen wir, dass langfristig eine andere Handlung besser wäre. Überprüfe dich einmal: Wie gehst du mit sich andeutenden Sponsoringeinnahmen um? Schlägst du sofort zu, sobald jemand Geld für dein Event ausgeben möchte oder hast du deine langfristigen Eventziele im Kopf? Nimmst du jedes “runtergehandelte last-minute-Angebot” von Ausstellern, Sponsoren oder Teilnehmern an? Oder denkst du jedesmal auch an deine langfristigen Ziele? Da kann es durchaus lohnend sein, den ein oder anderen “Kandidaten” abzulehnen.

zeitinkonsistentes Verhalten ist ein weit verbreiteter Denkfehler
zeitinkonsistentes Verhalten ist ein weit verbreiteter Denkfehler

7. Hätten wir bloß mal im Statistik-Unterricht aufgepasst

Wir glauben, dass wir “immer” besser als der Durchschnitt sind. Und dass uns Schlechtes seltener trifft als alle anderen. Noch so ein klassischer Denkfehler. Ein schönes Beispiel aus dem Buch: “80% aller Autofahrer glauben, dass sie überdurchschnittlich gute Autofahrer sind.” Wer jetzt stutzig wird, hat im Matheunterricht aufgepasst. Überoptimismus kann für dich als Eventmanager ebenso gefährlich werden wie das Unterschätzen von negativen Ereignissen. Bist du zu optimistisch bei der Einschätzung deiner Umsätze, steht das ganze Event auf der Kippe. Bereitest du dich auf Unfälle oder Katastrophen nicht vor, gefährdest du im schlimmsten Fall die Sicherheit und das Leben deiner Teilnehmer. Nimm Sicherheitsvorkehrungen ernst. Die Veranstalter der Loveparade 2010 in Duisburg hätten sich auch gewünscht, der Kelch geht an ihnen vorbei. Immerhin ist diese Massenveranstaltung doch schon so oft so glatt gelaufen.

Überoptimismus ist ein beliebter Denkfehler
Überoptimismus ist ein beliebter Denkfehler

Fazit

Auf 315 Seiten veranschaulicht Hanno Beck in seinem Buch „Geld denkt nicht – Wie wir in Gelddingen einen klaren Kopf bewahren“* zahlreiche Irrtümer und Denkfehler im Umgang mit Geld. Das Buch ist eine gelungene Mischung aus theoretischem Wissen und vielen Alltagsbeispielen sowie praktischen Lösungsvorschlägen. Es eignet sich aus meiner Sicht für alle, die Denkfehler im Umgang mit Geld im ersten Schritt verstehen und im zweiten ihre Finanzen in den Griff bekommen wollen. Wer sich um seine Altersvorsorge kümmern und dabei auch an der Börse investieren will, ist mit dem Buch gut beraten. Doch auch Eventmanager, die ihre Veranstaltungen zum finanziellen Erfolg führen wollen, finden hier unterschiedlichste und praxisnahe Erklärungen und Anregungen im Umgang mit Einnahmen und Ausgaben. Ich würde es auf jeden Fall weiter empfehlen.

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