Podiumsdiskussionen sind oft langweilig und nicht interaktiv. Warum? Weil sie meist einem statischen Format folgen: eine Reihe von Expert·innen sitzt auf der Bühne und spricht abwechselnd zu einem Thema, während das Publikum nur zuhört und eventuell am Ende Fragen stellen darf. 🥱 Dies führt oft zu einem Mangel an dynamischer Interaktion und Engagement. Oder anders ausgedrückt: Es langweilt, es ermüdet und führt dazu, dass sich kaum jemand etwas von dem Gesagten merken kann. Es gibt jedoch verschiedene Formate und Tipps mit denen du die Bühnendiskussionen auf deinem Event spannender und interaktiver gestalten kannst – z.B. mit einer Fishbowl.
5 Praxistipps für spannende und interaktive Podiumsdiskussionen
1. Sorge für eine aktive Moderation
Eine engagierte und dynamische Moderation kann die Diskussion lenken, wichtige Punkte hervorheben und sicherstellen, dass verschiedene Perspektiven gehört werden. Wichtig ist also, dass du den oder die richtige·n Moderator·in auswählst. Worauf es dabei ankommt, erfährst du u.a. im Blogbeitrag 7 Tipps & Tricks für die perfekte Moderation deines Events.
2. Integriere das Publikum
Integriere dein Publikum durch Echtzeit-Umfragen, Fragen in Voting- oder Event-Apps oder direkte - mündliche - Fragerunden während der Diskussion. Und eben nicht erst am Ende.
Du brauchst Tools? Hier findest du Tipps:
3. Nutze visuelle Hilfsmittel
Nutze visuelle Hilfsmittel wie Live-Zeichnungen, d.h. Graphic Recording, Präsentationen oder kurze Videos, um die Diskussion zu unterstützen und zu bereichern.
Lesetipp: Graphic Recording: deine perfekte Eventdokumentation
4. Achte auf die Vielfalt der Perspektiven
Nichts ist langweiler als eine Diskussion, bei der sich alle einig sind. Sowas kannst du gleich weglassen. Es ermüdet. 😴 Achte daher schon in der Planung deiner Diskussionsrunde darauf, dass die Podiumsteilnehmer·innen unterschiedliche Hintergründe und Meinungen haben. So förderst du eine lebendige und vielseitige Diskussion.
5. Unterbrich die Hauptdiskussion durch Breakout-Sessions
Unterbrich die Hauptdiskussion für kurze Breakout-Sessions, in denen kleinere Gruppen spezifische Aspekte des Themas vertiefen und ihre Ergebnisse anschließend wieder in die Hauptdiskussion einbringen.
Mit diesen Tipps kannst du deine Veranstaltung lebendig und interaktiv gestalten. So bindest du dein Publikum aktiv ein und die Diskussionen gewinnen an Tiefe und Dynamik.
Du kannst allerdings auch auf ganz andere Formate für deine Podiumsdiskussion setzen.
Formate für interaktive Bühnendiskussionen
1. Fishbowl
Ablauf: Bei einer Fishbowl-Diskussion gibt es einen inneren Kreis (das "Fishbowl") von Diskussionsteilnehmer·innen und einen äußeren Kreis von Zuhörern. Ein Stuhl im inneren Kreis bleibt immer frei. So kann ein·e Zuhörer·in jederzeit diesen Stuhl einnehmen und sich an der Diskussion beteiligen.
Option 1: Ein·e anderer·e Teilnehmer·in verlässt den Kreis, um Platz für den oder die Nächste·n zu schaffen.
Option 2: Der Stuhl ist nur für die Personen aus dem äußeren Kreis gedacht und nur der bzw. die "Neue"verlässt nach seinem Beitrag die Runde wieder.
Vorteile: Dieses Format fördert die Beteiligung deines Publikums, da jeder die Möglichkeit hat, aktiv an der Diskussion teilzunehmen. Es entsteht eine dynamische und sich ständig verändernde Diskussion.
2. World Café:
Ablauf: Die Teilnehmer·innen werden in kleine Gruppen aufgeteilt und setzen sich an Tische, an denen sie verschiedene Aspekte eines Themas diskutieren. Nach einer bestimmten Zeit wechseln die Teilnehmer·innen die Tische und diskutieren mit einer neuen Gruppe weiter. Ein·e Gastgeber·in bleibt an jedem Tisch, um die Diskussionsergebnisse zusammenzufassen und die nächste Gruppe kurz zu briefen, was bisher geschah.
Vorteile: Dies fördert den Austausch und die Vertiefung von Ideen in einer lockeren, caféähnlichen Atmosphäre. So entstehen vielfältige Perspektiven und ein umfassenderes Verständnis des Themas. Eignet sich sehr gut fürs Brainstorming; weniger für die Vermittlung von neuem Wissen.
3. BarCamp
Ablauf: Ein BarCamp ist eine sogenannte "Unkonferenz", bei der die Teilnehmer·innen die Agenda selbst gestalten. Jede·r kann Themenvorschläge einbringen und Diskussionen moderieren. Die Sessions sind meist kurz und interaktiv.
Vorteile: Hohe Flexibilität und starke Beteiligung der Teilnehmer·innen, da sie die Themen selbst wählen und gestalten können. Sie fühlen sich aktiv eingebunden, statt passiv an deinem Event teilzunehmen.
4. Open Space
Ablauf: Dieses Format beginnt mit einer Plenarsitzung, in der die Teilnehmer·innen Themen vorschlagen, die sie diskutieren möchten. Die vorgeschlagenen Themen werden dann in parallele Sessions aufgeteilt und die Teilnehmer·innen können frei zwischen den Sessions wechseln.
Vorteile: Das erhöht die Eigenverantwortung und Engagement der Teilnehmer·innen, da sie selbst entscheiden, welche Themen sie besprechen möchten.
5. Das Streitgespräch
Oder wenn du es nicht so provokant betiteln willst, dann nenn' es "Pro-Contra-Diskussion" oder "Positionengespräch". Hier geht es darum, dass du zwei wirklich konträre Meinungen und Meinungsvertreter·innen findest und in den Schlagabtausch bringst. Binde dabei noch eine streitschlichtende und neutrale Moderation ein. Lebendig wird es, wenn wirklich beide Personen einen anderen Standpunkt vertreten und nicht aus Rücksicht stets sagen "ja, das was mein Gegenüber sagt, finde ich auch". Dennoch sollten beide dabei bei der Sache bleiben und sich nicht persönlich angreifen. Schau dir einfach einmal einen Debattierclub an. Da kannst du es dir hervorragend abschauen.
6. Soziodemografische oder Meinungs-Aufstellungen
Solch eine Aufstellung kann eine Podiumsdiskussion oder auch eine kleinere Gruppe wunderbar auflockern und zeigen, wie sehr die anderen Beteiligten einer Meinung/Sache zustimmen oder eben nicht.
Beispiele:
- Stellt euch in einem Kreis auf, wobei an der Position X, die Person mit dem jüngsten Dienstalter in der Branche bzw. in dem Unternehmen steht und es dann aufsteigend weitergeht.
- Wer aus Norddeutschland kommt, stellt sich in dieser Ecke auf und wer aus Süddeutschland angereist ist, bitte hier entlang.
- Personen, die gerade am Thema ABC arbeiten oder zum Thema XYZ einen Sparingspartner suchen, stellen sich mal hier her und alle, die das Thema DEF bearbeiten, bitte dort entlang.
- Wie sehr stimmst du der Aussage "wir brauchen mehr ... in unserer Organisation" zu? Stellt euch entlang dieser Linie auf. 100 % Zustimmung ist hier, und 0% Zustimmung hier.
- und so weiter.
So kannst du z.B. schnell ein Bild von den Meinungen im Raum erhalten. Auch von den Stillen und Introvertierten. Du erhältst es granular und ganz ohne IT-Hilfe. Außerdem entdecken die Beteiligten so schnell, mit wem sie sich einmal unterhalten wollen oder sollten.
7. 12MIN.ME
Die Events von 12MIN.ME sind sehr kurzweilig und interaktiv und folgen einem klaren Programmablauf:
- 12 Minuten Redezeit für jede·in Sprecher·in
- 12 Minuten Fragezeit fürs Publikum
- 12 Minuten Pause
Auf ihren Events kommen nach diesem Muster 3 Sprecher·innen zu einem bestimmten Thema zu Wort. Danach gibt's Networking für alle. Und die Uhr tickt sichtbar fürs Publikum mit. So halten sich auch diejenigen an die Zeit, die gern mal überziehen.
Schau's dir mal an.
Praxistipps für spannende Fishbowl-Diskussionsrunden
So gelingt dir eine spannende Fishbowl-Diskussionsrunde – denk auch an die o.g. Tipps zu den unterschiedlichen Perspektiven etc.
1. Mach’s rund
Eine Diskutantenrunde, die vorn in Reihe auf der Bühne steht, ist keine Fishbowl, sondern eine typische Podiumsdiskussion. Schau dir mal spannende TV-Talkshows an. Die meisten, die wirklich miteinander diskutieren, sitzen im (Halb-)kreis.
2. Klare Struktur und Regeln
Einführung und Erklärung: Beginne die Session mit einer klaren Erklärung des Formats und der Regeln. Stelle sicher, dass alle Teilnehmer·innen verstehen, wie die Fishbowl-Diskussion funktioniert.
Regeln für den Wechsel: Definiere klare Regeln, wann und wie Teilnehmer·innen den inneren Kreis betreten und verlassen können. Zum Beispiel: ein freier Stuhl im inneren Kreis muss immer besetzt sein und jemand aus dem inneren Kreis muss den Platz freimachen, wenn ein·e neue·r Teilnehmer·in hinzukommt.
3. Moderation ist kein Tischtennis
Wohin setzt sich dein·e Moderator·in? Da verweise ich gern auf die Moderationstipps von Miriam Janke. Moderation ist kein Tischtennis und deshalb sitzt der oder die Moderator·in auch nicht in der Mitte um dann mit den Blicken zu den Gästen rechts oder links immer hin- und herschauen zu müssen. Daher: Die Moderation sitzt oder steht am Rand des Diskussionskreises.
> Lad dir den Moderationshack Moderieren ist kein Tennis herunter.
4. Tiefer Graben oder kuscheln – wie groß ist der richtige Kreisabstand?
Manchmal gewinne ich den Eindruck, dass das Publikum gar nicht einbezogen werden soll. Der Graben zwischen innerem und äußerem Kreis ist so groß, dass man schon mutig sein muss, um hier nach vorn zu treten und sich auf den freien Stuhl zu setzen.
Ein Abstand von etwa 1 bis 2 Metern zwischen dem inneren und äußeren Kreis ist oft ideal. Dies stellt sicher, dass alle Teilnehmer·innen im äußeren Kreis die Diskussion gut sehen und hören können, ohne dass die Diskutant·innen im inneren Kreis sich bedrängt fühlen.
In kleineren Räumen kann der Abstand etwas geringer sein, solange Sicht und Hörbarkeit gewährleistet sind. In größeren Räumen kann der Abstand etwas größer sein.
Stelle sicher, dass es einfache Zugangswege gibt, damit die Teilnehmer·innen aus dem äußeren Kreis leicht in den inneren Kreis wechseln können. Ein freier Gang oder eine Öffnung im äußeren Kreis ist hilfreich.
5. Was, wenn du keine 2 Komplettkreise stellen kannst?
Manchmal ist einfach nicht genug Platz da. Deine Fishbowl kannst du dennoch umsetzen:
- Anstelle eines vollständigen Kreises kannst du die Stühle in einer Halbkreis- oder U-Form anordnen.
- Teile die Teilnehmer·innen in kleinere Gruppen auf, die jeweils ihre eigene Mini-Fishbowl-Diskussion führen.
- Lasse die Teilnehmer·innen im inneren Kreis stehen, während das Publikum sitzt.
- Setze drahtlose Mikrofone und Lautsprecher so ein, dass sowohl die Diskussionsteilnehmer·innen als auch das Publikum gut hören können.
- Entferne Tische und unnötige Möbel, um Platz für die Stühle zu schaffen, und arrangiere sie so platzsparend wie möglich.
6. Fördere aktiv die Publikumsbeteiligung
Freie Plätze im Inneren: Halte immer einen oder zwei Plätze im inneren Kreis frei, um spontane Beiträge aus dem Publikum zu ermöglichen. Ermutige außerdem das Publikum aktiv zur Teilnahme, indem du betonst, dass ihre Meinungen und Fragen willkommen sind.
7. Achte aufs Zeitmanagement
Setze eine zeitliche Begrenzung für die Diskussion, um sie fokussiert und dynamisch zu halten. Plane außerdem kurze Pausen ein, damit die Teilnehmer·innen ihre Gedanken sammeln und neue Energie tanken können.
8. Nachbereitung gehört dazu
Am Ende sollte der Moderator eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte geben. Führe zudem eine kurze Feedback-Runde durch, um die Meinungen und Eindrücke der Teilnehmer·innen zu sammeln.
Fazit
Leg' los und probiere mal die Fishbowl oder ein anderes interaktives Format aus. Deine Teilnehmer·innen werden es dir danken. 🙏
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