Einen Messekatalog oder auch Ausstellerkatalog gibt es heut in irgendeiner Form online. Das ist schon einmal super. Doch ich finde, die meisten Ausstellerkataloge sind noch immer nicht kundenfreundlich. Weder aus Sicht der Aussteller noch aus Sicht der Teilnehmer. Und weil mir das erst kürzlich wieder auffiel, hätte ich schon fast einen der Veranstalter kontaktiert. Doch dann habe ich mich gefragt, ob mich dieser überhaupt verstehen würde. Wahrscheinlich würde mein Anliegen total verpuffen. Weil da eben auch ‘nur’ Mitarbeiter sitzen, die ihren Event-Alltag gern meistern würden statt ihre UserExperience voranzutreiben. Deshalb veröffentliche ich meine Gedanken gleich auf diesem Blog. Wenn du eine Messe organisierst, kannst du selbst entscheiden, ob du meinen Gedanken in Sachen Messekatalog folgen kannst und willst. Und ob du deine*n Chef*in davon auch überzeugen kannst.
Der Messekatalog und die Ausstellersuche aus Sicht eines Teilnehmers
In dem konkreten Fall und auch in vielen anderen, gibt es eine Online-Datenbank des Messekatalogs mit sämtlichen Ausstellern. Rufe ich diese ungefiltert auf, erhalte ich alphabetisch sortiert alle Einträge der Aussteller. D.h. ich sehe den Namen des Unternehmens und den Standplatz. So weit so gut. Doch das hilft mir als Besucher nicht immer weiter.
Die ungefilterte Suche
Warum? Ich war auf der konkreten Suche nach Ausstellern aus einer bestimmten Nische. Denn ich wollte herausfinden, ob sich ein Besuch auf dieser konkreten Messe sucht. Darüber hinaus kannte diese Branche nicht – ich habe lediglich im Auftrag eines anderen Unternehmens recherchiert. Somit bringt mir die Nennung der Namen der Aussteller rein gar nichts. Und mir hilft auch der Standplatz in diesem online Messekatalog nicht. Denn ich weiß ja immer noch nicht, ob in dieser Nische ausreichend interessante Anbieter auf dieser Messe vertreten sein werden. Erst wenn ich das herausgefunden habe, besuche oder empfehle ich diese Messe.
Die Filterfunktion
Im zweiten Schritt habe ich die Filterfunktion genutzt. Denn glücklicherweise war die gesuchte Nische als Produktfilter vorhanden. Die Trefferliste wurde vermutlich kleiner. Doch wie viele es noch sind, weiß ich nicht. Ist einfach nicht angegeben. Ich hätte selbst nachzählen müssen.
Die regionale Suche
Nun hätte ich gern gewusst, ob die Anbieter aus ‘meiner’ Region kommen. Denn im Nachgang zur Messe hätte daraus ein konkretes Business entstehen sollen. Deshalb wähle ich nun den Filter Postleitzahl und tippe “9*”. Es sieht wieder so aus, als reduziere sich die Anzahl der Treffer. Allerdings sind es immer noch viel zu viele als dass ich jeden Einzelnen anklicken wollte. Ähnliche Ergebnisse erhalte ich bei “95*”, “96*”, “92*” und “90*”. Ich bin also keinen Schritt weiter.
Vom Paradox of Choice
Appropo: Das Phänomen, dass ich hier beschreibe, nennt sich Paradox of Choice. Bei zu viel Auswahl sind wir Menschen überfordert und entscheiden uns daher lieber gar nicht – statt fürs Falsche. Die optimale Auswahl liegt bei 7 plus/minus 2.
Mein Wunsch: Anbieter einer bestimmten Nische in einer bestimmten Region finden, bin ich kein Stück weitergekommen. Ich müsste mich immer noch durch viele Ausstellerprofile durchklicken.
Die Qualität der Ergebnisse
Ich fasse mir ein Herz und tue es doch. Und was sehe ich in den Einzelprofilen? Viele Anbieter aus völlig anderen PLZ-Gebieten.
Der erste Anbieter kommt aus dem 7er PLZ-Gebiet und hat lediglich einen englischsprachigen Text hinterlegt. Auf einer Fachmesse in Deutschland und der deutschsprachigen Website finde ich auf dem Profil eines Ausstellers aus Deutschland keinen deutschsprachigen Text? Unabhängig, wer dafür verantwortlich ist – Aussteller oder Veranstalter – ich finde das nicht besonders kundenfreundlich.
Wusstest du, dass 36% der Deutschen kein oder kaum Englisch können? Wer auch immer für diese Einträge verantwortlich ist, Kundenorientierung ist das nicht. Erst recht, wenn wir bedenken, dass es sich bei Profileinträgen auf Messen nicht um Small Talk auf Englisch sondern um Fachbegriffe handelt.
Datenansicht und -export
Nun wähle ich alle angezeigten Ausstellerprofile aus und will diese exportieren. Das kann ich nur als pdf in der Druckansicht. Komfortabler – vor allem für meine eigene Sortierung oder Filter – wäre ein Tabellenformat gewesen. Doch dafür sehe ich jetzt endlich auf einen Blick die Produkte und die Produktgruppen. Das hätte ich schon gern in der Webansicht des Messekatalogs gehabt. Und wieder stelle ich fest: Meine Filter mit der Postleitzahl haben gar keine Relevanz. Aus irgendeinem Grund wird da gar nichts gefiltert und ich erhalte Ergebnisse aus allen Teilen Deutschland und sogar der Schweiz.
Vom Nutzen des Messekatalogs
Warum schildere ich dir das so ausführlich? Weil mir dieser Messekatalog nicht geholfen hat. Ich hätte die Anbieter gern gefunden und die Messe gern weiterempfohlen. Zurück bleibt ein erfolgloser Versuch und die Einsicht, dass ich über diese Ausstellersuche doch lieber nichts suche.
Ist dein Messekatalog besser aufgestellt? Oder könnt ihr es auch ‘einfach nicht anders umsetzen’? Vielleicht hat sogar jemand in deinem Hause Angst, ich könnte mit den Daten weiterarbeiten. Für eine eigene Messe. Oder ein konkurrierendes Online-Angebot. Ja, möglich. Doch neue Geschäftskontakte konnte ich auch nicht anbahnen. Und das ist doch der Sinn und Zweck einer Messe, oder?
[bctt tweet=“#eventprofs #messeprofs Wie gut ist dein Ausstellerkatalog wirklich? Ist er kundenfreundlich für Besucher und Aussteller? #UX #UXDesign“ username=“KatrinTae“]
Der Messekatalog und die Nachfrage der Teilnehmer aus Sicht des Ausstellers
Genauso wie Teilnehmer bestimmte Aussteller finden wollen, so möchten Aussteller wissen, wer da kommt und wer nach ihnen gesucht hat. Doch Hand aufs Herz, verrätst du das deinen Ausstellern?
[bctt tweet=“#eventprofs Genauso wie Teilnehmer bestimmte Aussteller finden wollen, so möchten Aussteller wissen, wer da kommt und wer nach ihnen gesucht hat. Doch Hand aufs Herz, verrätst du das deinen Ausstellern? #UX“ username=“KatrinTae“]
Ich könnte mich nach meiner ergebnislosen Recherche auch an den Messeveranstalter wenden und konkret mein Anliegen vorgetragen. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass mich dieser auf die Website und den dortigen digitalen Messekatalog verweisen wird. Das ist nur logisch, denn Messen haben häufig hohe Besucherzahlen. Würde das Messeteam jede Frage einzeln beantworten wollen, schnellten die Personalkosten nur so in die Höhe. Daher ist die Verlagerung dieses Services ins Web eine logische Konsequenz.
Das verschenkte Datenpotenzial
Folglich erhalte ich weder online noch ‘persönlich’ eine zufriedenstellende Antwort. Und darüber hinaus, erfahren die ausstellenden Anbieter nichts von meiner Anfrage. Die eine habe ich selbständig getätigt und die andere ja nie abgeschickt. Selbst wenn ich sie abgeschickt hätte, aus DSGVO-Gründen und aus Zeitmangel wäre meine Anfrage nicht bei den Ausstellern gelandet. Dabei wollen doch auch sie nichts anderes als ihre Zielgruppe mit Hilfe einer Messe erreichen.
Fazit
Aus diesem Grunde ist dieser ausführlich beschriebene Messekatalog weder für die Besucher noch für die Aussteller wirklich interessant. Wer genau weiß, welches Unternehmen er besuchen will, dem hilft dieses online Verzeichnis. Doch wer mit vagen Vorstellungen kommt oder wer neu in der Branche ist, dem helfen die heutigen Messekataloge nicht. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, gleich einen Termin mit dem Aussteller zu vereinbaren. Das muss der Besucher meist noch über externe Kommunikationskanäle erledigen.
Vernetzung und Anbahnung von Geschäftskontakten könnte deutlich besser sein, oder? Ich wünsche dir, dass deine Messe eine kundenfreundliche Ausstellersuche hat und deine Aussteller jederzeit von deinen Kontakten in die Branche profitieren. Auf ganz legalem Wege.