Nachhaltige Online-Events – so wird auch deins grüner

virtuelle Messen und Events  |  05/01/2021

Gleich vorneweg: Ganz ohne Ressourcenverbrauch geht es nicht. Willst du das erreichen, bleibt dir nur eins: Das Event ganz sein lassen. Weil das für die meisten von uns keine Option ist, möchte ich dir mit diesem Artikel einige Ideen mit auf den Weg geben, wie deine Veranstaltungen im Netz ein wenig grüner werden. Los geht’s. Nachhaltige Online-Events – so wird auch deins grüner:

nachhaltige Online-Events
nachhaltige Online-Events

Was bedeutet Nachhaltigkeit generell?

Schaust du in die Definition von Nachhaltigkeit bei wikipedia, so ist dies „ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme vor allem von Lebewesen und Ökosystemen gewährleistet werden soll. “ Dieses Prinzip hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft und besagt(e) dort, dass nur so viel Holz gefällt werden darf, wie auch in gleicher Zeit nachwächst.

Mittlerweile ist Nachhaltigkeit jedoch viel umfassender. Im Jahr 2015 verabschiedete die Weltgemeinschaft die „Agenda 2030“ und verpflichtete sich zu 17 globalen Zielen für eine bessere Zukunft. Dazu zählen ökonomische, ökologische und soziale Aspekte:

  • ökologische Nachhaltigkeit
  • ökonomische Nachhaltigkeit
  • soziale Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit bedeutet jedoch auch, dass eine Handlung, ein Erlebnis oder ein Wissenszuwachs langanhaltend wirkt.

Du siehst, Nachhaltigkeit ist ein weites Feld. Soll dein Online-Event also wirklich nachhaltig sein, gehört dazu viel mehr als das Strom sparen oder den ressourcenschonenden Einkauf und Umgang mit IT-Hardware. Trotzdem fokussiere ich mich in diesem Artikel auf den Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit. Die Frage, ob Offline- oder Online-Events nachhaltiger sind, bleibt hier erst einmal außen vor.

Global Goals for sustainable development
Global Goals for Sustainable Development

Ressourcen, die Online-Events besonders beanspruchen

Bevor du überlegst, wie du Ressourcen einsparen könntest, schau dir doch einmal an, welche bei einem Online-Event generell verbraucht werden. In der Regel sind das Ressourcen für

Denk dabei auch an die Ressourcen für die Vorbereitungs-Videocalls, Telefonate oder E-Mails sowie an Site Inspections und ähnliches.

 

Wie du nachhaltige Online-Events planst, organisierst oder daran teilnimmst

Manche Dinge kannst du als Veranstalter umsetzen, bei anderen liegt es an deinen Teilnehmern. Da du sicherlich auch selbst an Online-Events teilnehmen wirst, habe ich die Empfehlungen für diese Gruppe ebenfalls aufgenommen. Außerdem könntest du sie auch an deine Teilnehmer weiterreichen und sie zu Mitstreitern machen.

Fang mit den Dingen an, die das größte Potenzial haben

Verzettel dich nicht, fang einfach an. Am besten dort, wo du die größte Hebelwirkung hast. Das wird von Fall zu Fall unterschiedlich ein und auch von deiner Rolle beim jeweiligen Online-Event abhängig sein.

3R – Reduce, Reuse, Replenish

Vermeiden, Wiederverwenden und Kompensieren sind die drei wesentlichen Komponenten eines umweltbewussten Verhaltens. Das kannst du auch auf nachhaltige Online-Events anwenden. Frage dich bei allen Ressourcen, die du verbrauchst, welches der 3R-Prinzipien du anwenden kannst – manchmal sind’s alle drei, manchmal nur eines.

 

Reduce: Reduziere den Stromverbrauch

Wie immer gilt hier: Reduziere, was für dich sinnvoll ist. Wenn dadurch (d)eine Teilnahme an einem Online-Event sinnlos wird, hast du das Ziel verfehlt.

Wusstest du, dass …?

  • Google Meet, Tixeo und Microsoft Teams die Anwendungen sind, die den geringsten CO2-Abdruck verursachen
  • Whereby und das unter Gamern beliebte Discord diejenigen sind, die am meisten CO2 produzieren.
nachhaltige-videokonferenzloesungen-2021_greenspector
CO2-Abdruck von Videokonferenz-Lösungen laut greenspector

 

Wusstest du, dass …?

  • Die CO2-Bilanz ist im Durchschnitt dreimal größer ist, wenn Video zu Audio hinzugefügt wird?
  • Die Bilanz um 35 % höher ist, wenn die Bildschirmfreigabe zu Audio hinzukommt?

Willst du nachhaltiger agieren, setze die Videoübertragung sparsam ein und nutze für die gemeinsame Ansicht von Dokumenten andere Infrastrukturen, z.B. Kollaborationstools oder Google.docs. Dort können ebenfalls mehrere Personen ein Dokument zeitgleich einsehen, ohne dass du die Screen-Sharing Funktion brauchst. Mehr Details zum Strom- und Datenverbrauch der Videokonferenz-Lösungen erfährst du im Bericht von Greenspector.

 

weitere Praxistipps für weniger Stromverbrauch bei Online-Events

Streame weniger und sei wählerischer: Wenn eine dir Online-Session nicht gefällt, dann schalte ab bzw. logg dich aus.

Vermeide Multitasking: Schau dem Online-Event zu oder surfe im Netz. Konzentriere dich auf eine einzige Sache, so bekommst du auch als Teilnehmer mehr vom virtuellen Event mit.

Qualität reduzieren: Falls du als Eventmanager die Qualität der Übertragung beeinflussen kannst, wähle diese bewusst aus. Es muss nicht immer Highend-Qualität sein – erst recht nicht für ganz normale Talkrunden.

Je kleiner der Bildschirm, desto weniger Netzlast. Das ist natürlich nur bis zu einem gewissen Grad sinnvoll.

Richtig Audio-Aufnahmen hören: Lade Vorträge, die du mehr als einmal hören wirst, herunter. Das verbraucht weniger Ressourcen als sie jedes mal neu zu streamen.

Keine Youtube-Podcasts: Eigentlich brauchst du bei einem Podcast nur den Ton. Da YouTube jedoch immer auch ein Video abspielt, treibt das den Datentransfer unnötig in die Höhe. Stelle als Eventveranstalter also deinen Content in den passenden Kanal ein und höre als Teilnehmer die Vorträge im richtigen Kanal.

Wenn YouTube für Vorträge, dann YouTube Audio. Hier wird nur der Ton des Videos gestreamt.

Smartphone aufräumen: Lösche Event-Apps, die du nicht nutzt, da auch sie Datenvolumen durch Updates verbrauchen.

Apps beenden: Lass sie nicht einfach im Hintergrund weiterlaufen sondern schließe sie. Es sei denn, du nutzt die App ständig.

Browser-Tabs pausieren: Lass die Tabs in deinem Browser pausieren, die du gerade nicht nutzt, aber noch offen hast – mit „The Great Suspender“, einem Plugin für Chrome. In den Einstellungen kannst du entscheiden, wann die inaktiven Tabs pausiert werden. Außerdem kannst du dort Seiten vom Schlaf-Modus ausschließen. Das reduziert den Stromverbrauch vor allem bei Websiten, die sich permanent aktualisieren wie z.B. soziale Netzwerke.

Strom sparen für nachhaltige Online-Events
Strom sparen für nachhaltige Online-Events

 

Außerdem gibt es einen CO2-Emissionsrechner von InterMedia Solutions. Mit dem siehst du sehr schnell, wie viel CO2 du einsparen kannst, wenn du Online-Teilnahmen bei deinen Events möglich machst.

 

CO2-Emissionsrechner von Intermedia Solutions für Events
CO2-Emissionsrechner von Intermedia Solutions für Events

 

Klimafreundlichere Mailings

Auch beim Versand deiner Einladungen via Newsletter und E-Mailings kannst du Ressourcen einsparen. Hier sind drei konkrete Ideen:

Komprimiere die Bilder

Je kleiner die Bilddateien sind, die du verschickst, desto weniger Bits bzw. Bytes musst du speichern bzw. durch „die Welt“ senden. Das ist ein ganz einfacher, allerdings wirkungsvoller Hebel, mit dem du weniger CO2 produzierst. Außerdem laden kleine Bilder schneller und das freut die Empfänger deiner Newsletter.

Verzichte auf Anhänge

Leg die Anhänge bei einem Clouddienst ab, statt diese an einen großen Verteiler jeweils einzeln zu versenden. Das schont Ressourcen beim Versender und beim Empfänger. Außerdem optimiert es oft noch die Ladegeschwindigkeiten bei deinem Gegenüber.

Füge Buttons als Code ein

Probier’s mal aus: Füge die Buttons deiner Mailings als Code ein, statt als einzelne Datei. Auch das verbraucht deutlich weniger Datenvolumen und spart so CO2 wie auch Ladezeiten.

Hardware für nachhaltige Online-Events

Nachhaltige Online-Events nutzen auch nachhaltige Hardware wie Rechner, Smartphones, Tablet, Kameras und Co.

Achte schon beim Kauf der technischen Geräte darauf, dass du sie möglichst lange nutzen kannst. Ein Anzeichen: Du kannst beispielsweise Akkus austauschen. So zögerst du Neuanschaffungen so lange wie möglich heraus.

Außerdem sollten die Geräte energiezertifiziert sein. Alternativ kannst du gebrauchte Hardware kaufen oder welche mieten – vor allem dann, wenn du oder deine Referenten diese nur selten nutzen. Solche Vermietangebote findest du bei AV-Dienstleistern. Beispielsweise verschickt smartEvents im Rahmen seiner Online-Events „All-In-One-Set für Redner“.

Umweltfreundliche oder Secondhand-Elektronik findest du unter anderem auf diesen Seiten:

  • asgoodasnew.de
  • rebuy.de/kaufen/elektronik
  • refurbed.de
  • fairmondo.de
  • vireo.de

Darüber hinaus gibt’s faire Smartphones wie Phonebloks, Shiftphone, Fairphone und Computermäuse von nager-it.de.

Das neueste Fairphone 4 5G: Faireres Smartphone im neuen Design mit 5 Jahren Update-Garantie könnte dich in diesem Zusammenhang vielleicht interessieren. Es ist laut Hersteller das „weltweit erste Elektronikmüll neutrale 5G-Smartphone“.

Ökostrom einkaufen

Nutze für den Strom im Büro, im Home-Office sowie bei sämtlichen Dienstleistern einen Ökostromanbieter wie Naturstrom, EWS und Greenpeace Energy. Diese bieten sauberen Strom aus erneuerbaren Energien. Bislang sind mir noch keine Dienstleister bekannt, die Ökostrom kaufen und dies in ihrer Kommunikation hervorheben. Möglicherweise wird das – sowie das Thema Datenschutz – früher oder später allerdings doch noch ein Auswahlkriterium und dann wahrscheinlich auch auf jeder Website eines Event-Dienstleisters einsehbar sein.

Werde dir außerdem über den Unterschied zu einer Mogelpackung in Sachen Stromanbieter bewusst.

Ökostrom-Anbieter für nachhaltige Online-Events
Ökostrom-Anbieter für nachhaltige Online-Events

Klimaneutrale Websites dank Aufforstungs- und Ausgleichprogrammen

Es gibt wirklich viele Anbieter, die dir heutzutage eine klimaneutrale Website anbieten. Zum Beispiel:

  • gemeinsam-ist-es-klimaschutz.de
  • co2neutralwebsite.de
  • climatepartner.com
  • myclimate.org
  • firstclimate.com

Diese Anbieter sammeln meist Geld ein, um Klimaschutzprojekte durchführen und so den Ressourcenverbrauch auszugleichen. So sieht es beispielsweise bei gemeinsam-ist-es-klimaschutz.de aus.

Die Herausforderung dabei: Gute Projekte finden, die tatsächlich Gutes bewirken. Persönlich bevorzuge ich dabei Projekte, die in Deutschland realisiert werden. Wegen der kurzen Wege und einer gewissen Nachvollziehbarkeit – wie z.B. Bäume pflanzen von Climatepartner.

> So findest du Ausgleichsprojekte für klimaneutrale Events

 

Übrigens: Die Website MICEstens digital wird auf Servern gehostet, die mit 100% Ökostrom betrieben werden und die ich über Moor-Projekte in Deutschland via moorfutures.de ausgleiche. Das sind konkret 6 Tonnen CO2 pro Jahr. Gefunden habe ich dieses lokale Projekt über Dr. Frauke Fischer von der Agentur AUF. Berechnet habe ich den CO2-Verbrauch über die Website klimapositiv.world.

 

Beispielablauf von gemeinsam-ist-es-klimaschutz.de
Beispielablauf von gemeinsam-ist-es-klimaschutz.de

Grüne Server nutzen

Frag bei den Anbietern der Event-Plattformen, der Videokonferenz-Lösungen, des Website-Hostings, der Plattform für die Aufzeichnungen, des Streamings (Content Delivery Network) und Co. nach, ob sie die Daten auf grünen Servern hosten. Du kannst auf thegreenwebfoundation.org/green-web-check herausfinden, ob eine Website nachhaltig gehostet wird. Die Website von Greenpeace Energy ist es zum Beispiel:

Green Web Foundation: Check nachhaltige Website
Green Web Foundation: Checkt Websites auf Nachhaltigkeit

Informier dich außerdem, ob der Tech-Anbieter oder du auf deiner Event-Website:

  • Die Datenmenge auf der Website oder der Plattform auf das Notwendige reduziert ist.
    Hier sind vor allem die richtige Dateigröße sowie nicht mehr benötigte Dateien gemeint. Das findet übrigens auch Google gut, denn eine schnelle Website rankt besser.
  • Ob Front- und Back End schlank und nachhaltig programmiert sind.
  • Die Plattform und die Website nachhaltig designt sind.
    So ersparst du dir permanente Relaunches.

Du kannst das zumindest für die Website eines Anbieters auch selbst überprüfen: Mit den Rechnern von websitecarbon.com oder ecograder.com. 

> Mehr zum Thema Hosting und CO2-Verbrauch selbst überprüfen

ecograder - ermittelt den CO2-Verbrauch und die Nachhaltigkeit deiner Website
ecograder – ermittelt den CO2-Verbrauch und die Nachhaltigkeit (d)einer Website

 

Hostest du die Daten für dein Online-Event, also für deine Event-Plattform, deine Event-Website oder deine Videokonferenz-Lösung selbst, entscheide dich für einen grünen Webhosting-Anbieter.

Grünes Webhosting mit empfehlenswerten Ökostromanbietern gibt es laut utopia.de von

  • Avalon Networks
  • BioHostGreenSta
  • Lands
  • SpaceNet
  • Teuto.net

Diese grünen Hosting-Anbieter nutzen einen empfehlenswerten Ökostromanbieter und benennen ihn konkret.

 

Klimafreundlicher Versand von Hardware, Präsentboxen oder Catering

Du willst die Hardware nachhaltig nutzen und mehreren Referenten zur Verfügung stellen? Oder Präsentboxen von OnlineEventBox, OnlinePartyBox oder die Genussboxen von Kaiserschote an deine Teilnehmer schicken lassen? Dann nutze einen klimaneutralen Versand, der dafür sorgt, dass beim Transport keine unnötigen Umweltkosten entstehen. Damit sich das klimaneutral nennen kann, darf der Versand keine Klimagase verursachen. Das geht auf zwei Wegen: Entweder versucht der Versanddienst CO2-Emissionen von Anfang an zu vermeiden oder er muss den CO2-Ausstoß nachträglich kompensieren – oder eben auch beides in Kombination. Und das sind die Anbieter, mehr Details dazu findest du auch beim Utopia-Ratgeber zum klimaneutralen Versand:

  • DPD: Spitze beim Ausgleichen.
  • DHL und GLS: Im Inland klimaneutral.
  • UPS: Klimaneutral gegen Aufschlag.

Bei der Auswahl des Caterings gilt grob gesagt: Kurze Transportwege und regionale Anbieter sind die bessere Wahl.

Klimafreundlich reisen

Was für Offline-Events gilt, trifft auch auf Online-Events zu – wenn jemand aus deinem Team zu Vorbereitungstreffen, Site-Inspections oder zum Eventtermin reist, sollte er oder sie klimafreundlich reisen. Innerdeutsch also möglichst mit der Bahn statt mit dem Flieger oder allein im Auto.

Wie ich selbst klimafreundlich reise, erfährst du im Reisebericht Nachhaltige und digitale Reisetipps in Corona-Zeiten – auch ins Ausland.

Nachhaltige Inhalte

Auch das macht nachhaltige Online-Events aus: Inhalte, die deinen Teilnehmern noch lange in Erinnerung sind und bei/nach denen sie tatsächlich etwas gelernt oder verändert haben. Das gelingt dir vor allem dann, wenn du sie aktiv in dein Programm eingebunden hast, statt sie nur frontal zu beschallen. Egal ob es sich dabei um eine Markenbotschaft oder neues Fachwissen handelt.

Fazit

Nachhaltige Online-Events berücksichtigen eine Vielzahl von nachhaltigen Aspekten. Angefangen beim bewussten Umgang mit Videokonferenz-Tools bis hin zu grünem Webhosting, Ökostrom, grünen An- und Abreisen für die Akteure und vieles mehr. Fang einfach mit einem bewussten Umgang mit Ressourcen an statt alles auf einmal umsetzen zu wollen. Sei dir außerdem bewusst: Es werden immer Ressourcen verbraucht – ganz ohne geht’s nicht. 

 

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