New Work ist nicht gleich Home Office. Heute wollen wir mehr als in den eigenen vier Wänden arbeiten. Wir wollen, was wir aus den Sozialen Medien kennen: Mitspracherecht, Gleichberechtigung, Teamarbeit etc. Für die meisten Eventmanager scheint das in weiter Ferne. Hierarchische Strukturen sind immer noch Gang und Gäbe. Vor allem in größeren Unternehmen, in Behörden, Vereinen und Verbänden sind Hierarchien und alte Denkmuster noch stark verwurzelt. Doch auch die ein oder andere Event-Agentur könnte sich ruhig noch ein Scheibchen ‘New Work’ abschneiden. Dann klappt’s auch mit dem Nachwuchs oder den Bewerbern. Und Gender Pay Gap ist überhaupt kein Thema mehr. Neugierig? Dann schau doch einmal mit mir hinter die Kulissen der Beratung quäntchen und glück. Oder noch besser: Besuche Jacob auf einem BarCamp und lass dir von New Work in der Praxis selbst erzählen.
Jacob, dein Arbeitgeber ist ziemlich anders als die meisten da draußen. War dir das bei deiner Bewerbung bewusst?
Ja, das war mir bewusst. quäntchen und glück, kurz q+g, verfolge ich schon seit deren Gründung. Und vor meinem richtigen Einstieg dort war ich für 9 Monate Sparringspartner bei qundg. Das heißt, ich war jeden zweiten Montag für eine Stunde vor Ort. Deshalb habe ich mich auch gar nicht auf klassischem Wege beworben.
Was unterscheidet den Bewerbungsprozess bei q+g von den allseits bekannten?
Beispielsweise kannst du zu uns über Sparrings kommen. Oder und das probieren wir derzeit aus: über Initiativbewerbungen. Das bedeutet, wir schalten bewusst keine Stellenanzeigen mehr. Wir glauben, dass wir dadurch vielleicht Skills und Talente verpassen. Du kennst das bestimmt: Erfüllen Frauen 8 von 10 Punkten einer Stellenanzeige, entschuldigen sie sich noch für die fehlenden 2. Oder sie bewerben sich erst gar nicht. Bei Männern hingegen sieht es anders aus. Die bewerben sich meist, wenn sie nur 3 von 10 Anforderungen erfüllen.
[bctt tweet=“#eventprofs So kann #NewWork aussehen: Wir schalten bewusst keine Stellenanzeigen mehr. Wir glauben, dass wir dadurch vielleicht Skills und Talente verpassen. Sagt @a_socialpreneur. ?“ username=“KatrinTae“]
Wir wollen den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Gerade in unserem Projektleben glauben wir, dass unser Team so bereichert wird. Ganz im Sinne von New Work.
Wer es in die engere Auswahl geschafft hat, den laden wir dann zum „Bewerbergrillen“ ein. Und das im doppelten Sinne. Natürlich fühlen wir dem Bewerber oder der Bewerberin ein wenig auf den Zahn. Doch eben in locker Runde. Wir laden ihn zum Beispiel zu einem Teamevent ein, bei dem wir alle gemeinsam kochen. Da lernen wir den oder die neue Mitarbeiterin von einer ganz anderen Seite kennen. Außerdem gibt’s Fragerunden und jeder von uns beantwortet diese zum Teil auch privaten Fragen – also auch der oder die neue Kollegin.
[bctt tweet=“#eventprofs Wer es in die engere Auswahl geschafft hat, den laden wir dann zum „Bewerbergrillen“ ein. So sieht Recruiting im Rahmen von #NewWork aus. ? Sagt a_socialpreneur von @qundg“ username=“KatrinTae“]
Wie sieht New Work für dich aus? Kannst du wirklich vom Home Office aus arbeiten?
Ja, das kann ich. Die einzige Ausnahme ist der „Schontag“, also der Montag. An diesem Tag organisieren wir uns intern. Wir sind in Meetings, veranstalten interne BarCamps und schalten für den Kunden den Anrufbeantworter an.
Home Office bedeutet für mich vor allem mobiles Office. Also Bahn-Office, arbeiten in Co-Working Spaces oder beim Kunden.
Mit anderen Worten: Ich arbeite überall wo ich will und wie es passt. Außer montags.
Wie gut klappt Home Office für dich? Begegnest du technischen Hürden? Und wie sieht es mit der Work-Life-Balance und dem Team-Zusammenhalt bei diesem Teil von New Work aus?
Mobiles Arbeiten klappt sehr gut. Wir arbeiten bei q+g in der Cloud, also browserbasiert. Wir nutzen Kollaborationstools und schwören dabei auf unsere produktive Dreifaltigkeit dank Slack, Trello und Drive.
Übrigens gibt’s auch keine Zeiterfassung. Meine 28 Stunden die Woche tracke ich einfach für mich selbst. Ich würde sonst viel zu viel arbeiten.
Außerdem arbeiten wir gerade an Personal Maps. Das sind Steckbriefe von allen Kolleg*innen über deren Arbeitsweise, Kommunikationsstil etc. Da steht das drauf, was du nach vielen Jahren über deine Kollegen informell gelernt hast. Also A sprichst du besser nicht vor dem ersten Kaffee an. B verweigert E-Mails und C liebt persönliche Gespräche. Bei uns steht vor allem drauf, wer wann und wie und über welchen Kanal am liebsten erreichbar ist.
[bctt tweet=“#eventprofs #NewWork: Wir nutzen Kollaborationstools und schwören dabei auf unsere produktive Dreifaltigkeit dank Slack, Trello und Drive. ✅ ✅ ✅Sagt @a_socialpreneur von @qundg“ username=“KatrinTae“]
Was sagen eure Kunden, wenn ihr montags nicht erreichbar seid?
Bei meinen Vorträgen über New Work höre ich ab und zu mal, dass das ja ein NO GO wäre. Doch die Realität sieht ganz anders aus. Unsere Kunden sagen, dass auch sie montags gerne nicht erreichbar wären.
So viel Verständnis kommt natürlich nicht ganz von alleine. Wir erklären ihnen ja, dass wir uns dadurch vier Tage voll auf sie konzentrieren können. Es ist also einfach auch eine Frage der Kommunikation. Und wir denken uns auch wirklich besonders gute Sprüche für unseren Anrufbeantworter aus. Allein schon das Wort „Schontag“ macht viele neugierig.
Außerdem organisieren sich montags die meisten auch selber. Darüber hinaus laden wir unsere Kunden auch in unseren offenen Schontage oder Sessions ein.
Und für wirkliche Notfälle gibt es eine Notfallnummer. Da klingelt es aber wirklich fast nie.
[bctt tweet=“#eventprofs ‚Unsere Kunden sagen, dass auch sie montags gerne nicht erreichbar wären.‘ So geht #NewWork. Mehr verrät @a_socialpreneur hier ? ? ?“ username=“KatrinTae“]
Was gehört außerdem zu dem New Work Konzept bei q+g?
Dafür haben wir ein komplettes ‚New Work‘-Quartett mit 32 Formaten entwickelt. Schau da mal rein. Dazu gehören zum Beispiel Vertrauensarbeitszeit, Urlaubsflatrate und ein Einheitsgehalt. Außerdem entwickeln wir ständig weitere Formaten wie bei unserem Weiterbildungskonzept oder auch ‘nem Elternabend. Wir wollen einfach keinesfalls wie ein klassisches Unternehmen arbeiten und uns selbst permanent hinterfragen.
[bctt tweet=“#eventprofs ‚Wir wollen einfach keinesfalls wie ein klassisches Unternehmen arbeiten und uns selbst permanent hinterfragen.‘ Deshalb gibt’s bei @qundg Urlaubsflatrate und Einheitsgehalt. ???“ username=“KatrinTae“]
Was bewirken all diese vielen Punkte? Wie unterscheidet sich das Arbeiten von dem in normalen Agenturen oder Unternehmen?
Es fühlt sich schon krass an. Jeder, der hier mal Blut geleckt hat und New Work kennt, will nicht mehr zum klassischen Arbeiten zurück.
Wir unterscheiden uns wirklich in sehr vielen Punkten von der typischen Agentur- oder Arbeitswelt.
Es klingt vielleicht abgedroschen, aber so viel:
- Flexibilität,
- Mitbestimmung
- und Transparenz
hatte ich noch nie. Mir ist es noch nie passiert, dass ich interne Überraschungen erlebt hätte. Nur weil ich irgendetwas nicht mitbekommen habe. Überleg mal, wie oft dir so etwas schon passiert ist.
Ich finde es auch unglaublich befriedigend als auch anstrengend “überhaupt an der Arbeit arbeiten zu dürfen”.
[bctt tweet=“#eventprofs Jeder, der hier mal Blut geleckt hat und #NewWork kennt, will nicht mehr zum klassischen Arbeiten zurück. Sagt @a_socialpreneur ? ?“ username=“KatrinTae“]
Was ist aus deiner Sicht das Coolste an der gelebten New Work bei q+g?
Ganz klar, das Beste an New Work sind das menschliche Miteinander und der Schontag. Wir arbeiten hier auf Augenhöhe miteinander. Als Menschen mit Emotionen. Wir dürfen wir selbst sein.
Und woran musstest du oder die meisten deiner Kollegen dich am meisten gewöhnen?
New Work heißt bei uns: Jeden Montag gibt es ein internes BarCamp. Das bedeutet(e) für mich eine enorm hohe Lernkurve. Sehr bereichernd und zugleich so steil wie nie zuvor.
Ungewohnt war für mich außerdem, dass ich bis zum Schontag nicht immer wusste, wohin und zu wem mit meinen Ideen und Themen. Wir haben ja keine Hierarchien oder Abteilungsleiter.
Das Positive daran: Wir sind alle inzwischen echt sicher in den Methoden und dadurch steigt der Spaß und die Produktivität.
Für wen/welche Branchen/Teams/Unternehmen eignet sich New Work ebenfalls?
New Work oder die Art, wie wir arbeiten, eignet sich für alle die in Teams und interdisziplinär arbeiten. Wer New Work leben will, braucht eine gehörige Portion Selbstorganisation. Denn es gibt ja keinen mehr, der dir etwas vorschreibt.
Arbeite an deiner Arbeit. Hab Spaß daran und probiere permanent etwas Neues aus. Evaluiere dann deine neue Methode. Wir fragen dabei gern: „Auf einer Skala von 1 (egal) bis 10 (schmerzhaft) wie fändest du es, wenn wir den Schontag wieder abschaffen?”
Meine Erfahrung dabei: Auch wenn Leute am Anfang kritisch sind bei einigen Methoden, missen wollen sie die meisten nicht mehr.
[bctt tweet=“#eventprofs ‚#NewWork eignet sich für alle die in Teams und interdisziplinär arbeiten. Wer #NewWork leben will, braucht eine gehörige Portion Selbstorganisation.‘ Mehr verrät @a_socialpreneur ???“ username=“KatrinTae“]
Wo bekomme ich das legendäre q+g Kartenspiel?
Das ‚New Work‘-Quartett bekommst du online gegen eine Spende für ‘nen guten Zweck.
Hast du Lieblingstools für das digitale/remote Arbeiten?
Viel wichtiger als die Tools ist der Dreiklang aus den Tools:
- Organisationstool
- Kommunikationstool
- Datei-/ Speichertool
Das bedeutet: Du brauchst ein Tool zum Organisieren. Wir nutzen dafür Trello. Dann brauchst du eins zum Kommunizieren. Bei uns ist das Slack. Und du brauchst einen Speicherplatz. Dafür nehmen wir Drive. Lässt du eine Funktion davon weg, wird’s schwierig.
Mein Lieblingstool ist Trello. Dafür schule ich auch andere Kollegen und sogar unsere Kunden. Dabei bringe ich ihnen nicht nur in den Funktionen bei, sondern wie sie am besten Strukturen und Prozesse abbilden.
[bctt tweet=“#eventprofs Viel wichtiger als die Tools ist laut @a_socialpreneur der Dreiklang aus den Tools: – Organisationstool – Kommunikationstool – Datei-/ Speichertool #NewWork #eventtech “ username=“KatrinTae“]
Erleben wir dich in Kürze und deine New Work Insights wieder irgendwo einmal live?
Normalerweise bin ich jeden Monat mindestens auf einem Meetup. Kann die Plattform meetup.com auch nur jeden empfehlen. Im Juli moderiere ich die WupperBar, ein barcamp-ähnlicher Event rund um die Zukunft der Arbeit und Bildung in Wuppertal.
Ebenfalls einen ganzen Tag gibt’s mich im “Newworkshop” bei uns, der ca. alle zwei Monate stattfindet.
Außerdem kannst du mir auf twitter folgen. Da kündige ich meine Events an. Und auf Instagram berichte ich davon.
Über den Interviewpartner
Jacob Chromy ist passionierter Barcamp-Besucher und leidenschaftlicher Produktentwickler. Sein Podcast heißt „Kein Problem, kein Produkt“. Bei quäntchen + glück berät er Unternehmen bei neuen Geschäftsmodellen und zu Innovationskultur. Du findest ihn auf XING, LinkedIn, Twitter, Instagram Socialpreneur, Instagram q+g und kannst seinem Podcast folgen.