Die Diskussion um Karrierechancen und Gleichberechtigung ist auch in der MICE-Branche angekommen. Dazu hab ich mich schon das ein oder andere Mal auf diesem oder anderen Blogs geäußert. Und natürlich habe auch ich die she-means-Business-Konferenz im Rahmen der IMEX besucht. Unter den vielen Frauen waren auch ein paar Männern anwesend. Einen der Anwesenden habe ich gleich einmal um ein paar Karrieretipps gebeten. Thorben Grosser, Geschäftsführer von EventMobi Europa stand Rede und Antwort, wie es in seinem Unternehmen aussieht und welche Karrieretipps er dir mit auf den Weg geben würde. Spoiler: Such dir den richtigen Arbeitgeber.
Thorben, viele Frauen arbeiten in der MICE-Branche, auch in deinem Unternehmen….
… Doch nur die wenigsten schaffen es ins Top-Management. Du führst selbst viele Einstellungsgespräche und arbeitest in deinem Team mit vielen Frauen. Was fällt dir auf, warum Frauen seltener Karriere machen? Verkaufen sie sich schlechter als sie letzten Endes arbeiten?
Ich kann aus Vorstellungsgesprächen nicht nachvollziehen, warum Frauen seltener Karriere machen sollten als Männer. In Vorstellungsgesprächen sind viele Männer allerdings oft auch Blender. Das merke ich bei Frauen weniger. Wenn man als Arbeitgeber nicht weiß, wie man das erkennt, kann es schon sein, dass ein Mann dann besser durchkommt. Das ist allerdings nicht der Fehler von Arbeitnehmerinnen, sondern liegt an unqualifizierten Vorgesetzten. Ich glaube aber nicht, dass Frauen schlechter verhandeln als Männer oder ähnliches. Das habe ich hier noch nie erkannt.
Worin sind Männer, die dir bisher begegnet sind, einfach besser?
Wie bereits gesagt: Labern. Ich kam noch nie aus einem Vorstellungsgespräch, wo ich mir dachte, dass mir eine Kandidatin etwas vormacht. Bei Männern passiert mir das regelmäßig. Aber Spaß beiseite: Ich finde es schwierig, im Kontext vor Menschen überhaupt von Männern und Frauen zu reden. Selbst Dinge, bei denen man klassisch sagen würde „das ist Männersache“, in unserer Branche z.B. Rigging, Bühnenbau, Elektrotechnik und so weiter kann eine Frau genauso gut machen wie ein Mann. Das ist so ein Ding: Das wird einem so beigebracht, dass es da Unterschiede gibt, und dann glaubt man das. Wenn man dann aber irgendwann vergisst darüber nachzudenken, fällt einem irgendwann auf, dass das eigentlich Schwachsinn ist.
Was glaubst du, warum du für EventMobi Europe Geschäftsführer geworden bist und nicht eine der Mitbewerberinnen?
In meinem Fall gab es keine Mitbewerberinnen oder auch Mitbewerber. Mein Einstieg bei EventMobi ist eine typische Startup-Geschichte. Ich habe den Gründer auf einem Kongress getroffen habe und der hat mich eingestellt.
Das ist natürlich noch viel cooler. TOP! Sag mal, hast du Karrieretipps für meine Leserinnen?
Ich glaube, die Karrieretipps sind ähnlich für Männer und Frauen: Sucht euch die Arbeitgeber bei denen ihr arbeiten wollt. Wenn ihr die Wahl habt, sucht euch jemanden, der euch fair behandelt. Und vergesst nicht, eure Erfolge zu feiern und auch einzufordern. Wer etwas Großartiges geleistet hat, soll dafür auch Anerkennung bekommen. Wenn ein Arbeitgeber von Anerkennung nichts hält, ist es wahrscheinlich der falsche Arbeitgeber. Und damit verschwindet vielleicht auch dieses Blendertum: Wenn Frauen und Männer gleichermaßen ihre Erfolge feiern dürfen.
Dein Job als Geschäftsführer ist mit viel Reisetätigkeit verbunden. Wie viele Kilometer bist Du in den letzten Jahren gereist? Glaubst Du, das hätte auch eine Frau gekonnt?
Ich bin in meiner Zeit bei EventMobi ca. 750.000km gereist. Klaro hätte das auch eine Frau gekonnt. Weil Frauen im Schnitt 8% kleiner sind als Männer wahrscheinlich sogar besser als ich – Flugzeugsitze sind nicht für große Menschen gemacht. Meine Freundin, zum Beispiel, hat in Ihrem ehemaligen Beruf ähnlich viele Kilometer abgerissen. Ich sehe auch hier nicht, dass sich das groß unterscheidet.
Unglaublich! 750.000 Kilometer! Könntet ihr das auch anders organisieren? Also zum Beispiel die Reisen aufs Team verteilen?
Ja, machen wir auch. Ich habe meine Reisetätigkeit massiv zurückgefahren und die Frauen und Männer von EventMobi unterstützen mich dabei. Auch hier gibt es keinen Unterschied wer jetzt mehr oder lieber reist.
Und wie unterstützt Du Frauen bzw. deren Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Wir sind ein sehr junges Unternehmen. Niemand in meinem Berliner Team hat eine eigene Familie, daher weiß ich das nicht. Ich freue mich aber sehr drauf. Generell möchten wir den Job vereinbar mit einem Privatleben machen und bieten flexible Arbeitszeitmodelle an. Darüber hinaus werden wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch rausfinden müssen. Aber auch hier sind wir als Arbeitgeber so aufgestellt dass, wenn eine Frau oder ein Mann in Elternzeit wollen, das den Abläufen keinen Abriss tut. Wenn ein Arbeitgeber glaubt, es wäre ein größeres Risiko eine Frau einzustellen anstatt einen Mann, glaube ich das nicht. Ich glaube eher, dass der Arbeitgeber damit symbolisiert, dass Prozesse nicht sicher definiert sind.
Über den Interviewpartner
Thorben Grosser, Geschäftsführer der Berliner Niederlassung von EventMobi. Was die Plattform kann, erfährst du natürlich entweder direkt auf seiner Seite oder in ganz wenigen Worten in meiner Übersicht der Eventmanagement-Tools. Er bringt langjährigen Erfahrung im Event Management mit. Außerdem setzt er sich dafür ein, Event-Apps so leicht wie möglich aufzusetzen und zu nutzen.
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