Der eine hat’s mehr, der andere weniger: Schreibtalent. Doch ganz unabhängig davon wie viel Talent du mitbringst, auch deine Texte können verständlich sein. Gute Texte schreiben ist leichter als du jetzt vielleicht denkst. Du brauchst nur ein paar Grundregeln beachten und ein bisschen üben. Wirklich! Deshalb erfährst du in diesem Artikel, was die Lesbarkeit beeinflusst, warum das überhaupt so wichtig ist und wie du bessere Texte schreibst.
Warum gute Lesbarkeit so wichtig ist
Wir leben in einer ziemlich schnelllebigen Zeit. Lange Texte lesen viele von uns genauso ungern wie sie auf etwas warten. „Früher“ als wir noch Bücher und Zeitungen lasen, haben wir beim Lesen etwas mehr Geduld mitgebracht. Doch in der heutigen, durch digitale Medien geprägten Welt bringen wir diese Muße nicht mehr auf. Viele von uns haben beim Surfen zeitgleich mehrere Browser geöffnet. Ist ein Text wenig fesselnd oder relevant, springen wir sehr schnell zur nächsten Website oder zum nächsten Newsletter. So geht es auch den meisten deiner Kunden. Das ist der erste Grund, warum auch deine Texte sich leicht lesen lassen sollten.
Der zweite Grund ist mindestens genauso wichtig: Google mag leicht verständliche Texte. Deshalb ranken auch Artikel oder Websiten mit einer guten Lesbarkeit besser als jene mit einer akademischen Sprache.
Optimierst du also die Lesbarkeit deiner Texte, finden das sowohl deine Kunden als auch Google gut. Ich finde, das sind zwei sehr gute Gründe für eine leichte Lesbarkeit. Glaubst du das auch? Dann finde zuerst heraus, wie lesbar deine Texte bislang sind.
Digitale Tools für bessere Texte
Mittlerweile gibt es mindestens drei digitale Tools, mit deren Hilfe auch du bessere Texte schreiben kannst.
Der Flesch-Reading-Ease-Score Deutsch
Dieser Lesbarkeitsindex misst, wie leicht ein Text auf Grund seiner Struktur lesbar und verständlich ist. Über den Inhalt deines Textes sagt der Index nichts aus. Der Index geht davon aus, dass kurze Wörter und kurze Sätze leichter verständlich sind als lange. Ich betone noch einmal: Wörter und Sätze. Der Index stuft also die im Deutschen so gern aneinandergereihten Substantive als weniger lesbar ein.
„Eventmanagementsoftware“ ist also schwieriger als „Software für Eventmanagement“.
Du kannst ganz einfach mit copy & paste auf dieser Website überprüfen, wie lesbar dein Text ist.
Yoast SEO Premium
Dieses sehr hilfreiche Tool gibt es als Plugin für WordPress-Webseiten. Yoast SEO bewertet einen Text mit einem Lesbarkeitsindex ab 60 Punkten als „OK“. Ab 60 Punkten? Ja, ab 60! Wenn du auf den oben genannten Links nachgeschaut hast, dann ist so ein Text für 13 bis 15-jährige Schüler verständlich. Natürlich sind deine Leser viel älter und wesentlich gebildeter. Doch das ist gar nicht der entscheidende Punkt. Viel wichtiger ist das tatsächliche Leseverhalten – und zwar online! Und weil viele von uns eine sehr geringe Aufmerksamkeitsspanne haben, müssen deine Texte eben leicht verständlich sein. Also am besten 60 Punkte beim Lesbarkeitsindex erreichen.
Mehr und ausführliche Tipps erhältst du im Blogbeitrag „15 Tipps für besseres Ranking deiner Event-Webseite„.
Die Textanalyse von PR-Gateway
Die perfekte Ergänzung zu Yoast SEO. Kopiere einfach einen Text in das Browserbasierte Tool von PR-Gateway und fertig ist die Auswertung. Du erfährst alles, aber auch wirklich alles, was deinen Text gut oder eben weniger gut macht. Füllwörter, Modalwörter, indirekte Ansprache, „es, dass“ Sätze und vieles mehr. Das Tool „meckert“ nicht nur an deinem Text herum, es zeigt dir ganz konkret die verbesserungswürdigen Stellen auf.
Texte schreiben – grundlegende Tipps
Du weisst jetzt, wie gut oder wie kompliziert deine Texte sind. Doch wie kommst du gleich auf eine höhere Punktzahl beim Lesbarkeitsindex? Wie setzt du das konkret beim Texte schreiben um? Hier sind acht konkrete Tipps für dich.
1) Kurze Sätze, kurze Wörter
Wie du schon weisst, sind kurze Sätze und kurze Wörter ein Indiz für eine leichte Lesbarkeit. Ein kurzer Satz ist einer mit maximal 20 Wörtern. Sind deine Sätze kurz, vermeidest du ganz automatisch verschachtelte Sätze. Und kurze Wörter sind solche, die im Durchschnitt nicht mehr als drei Silben haben.
Statt so:
„ABC ist ein aufstrebendes, junges Start-Up, welches mit dem Ziel gegründet
wurde, den 250 Jahre alten Kongress-, Event- und Tradeshow-Markt zu revolutionieren, in dem es erstmalig Organisatoren, Veranstaltern und Ausstellern Analysen über jeden einzelnen Besucher zur Verfügung stellt, die es bis dato in dem von uns zur Verfügung gestellten Umfang nicht gab – wir bringen sozusagen alle bereits etablierten Möglichkeiten der Online Welt in die Offline Welt!”
Lieber so:
„ABC ist ein aufstrebendes, junges Start-Up. Bei ABC wollen wir den 250 Jahre alten Kongress-, Event- und Tradeshow-Markt revolutionieren. Dafür stellen wir dir als Veranstalter oder Aussteller Analysen über jeden einzelnen Besucher zur Verfügung. Solche Auswertungen gibt es in diesem Umfang bisher nicht. Wir bringen mit unserem Tool alle etablierten Möglichkeiten der Online-Welt in die Offline-Welt.“
2) Aktive Formulierungen
Aktive Formulierungen sprechen deine Leser direkt an. Und das wolltest du doch, oder? Im Gegensatz dazu lassen passive Formulierungen auch deinen Leser passiv bleiben.
Statt so:
„Interessenten sind aufgerufen, ihre Interessensbekundungen bis zum xx bei xx abzugeben.“
oder so:
„Eine Einladung ist rausgeschickt und plötzlich muss man noch weitere Interessenten einladen.“
Lieber so:
„Interessierst du dich für dieses Seminar, melde dich bitte bis zum bei xx an.“
und so:
„Hast du eine Einladung rausgeschickt, musst du plötzlich noch weitere Interessenten einladen.“
3) Infinitiv mit zu
Ebenfalls sehr unpersönlich und passiv klingen Sätze, in denen ein Infinitiv mit zu vorkommt. Stell dir einmal vor, die folgenden zwei Sätze sagt dein Chef im nächsten Meeting zu dir. Wann fühlst du dich direkt angesprochen? Wann nimmst du dir seine Worte zu Herzen?
„Es ist wichtig, seine Zahlen im Blick zu behalten.“
oder so:
„Behalte deine Zahlen im Blick.“
4) Positive Formulierungen
Formuliere positiv statt negativ. Klassische negative Formulierungen sind Verneinungen. Unser Gehirn kommt mit Negationen einfach nicht klar. Und das war jetzt schon eine. 😉
Den zweiten Satz verstehen wir einfach besser.
„Nicht nur das Catering sondern auch …. „
„Sowohl das Catering als auch … „
oder:
„Vergiss nicht, den Referenten zu registrieren!“
besser so:
„Registriere den Referenten bitte noch!“
5) Viele Hauptsätze, wenige Nebensätze
Verwende Hauptsätze so oft wie möglich und keine oder nur wenige eingeschobene Nebensätze. Dabei solltest du Nebensätze voranstellen – statt einschieben. Darüber hinaus sollten deine Nebensätze möglichst kurz sein.
Die Faustregel lautet: Erst die Hauptsache, dann die Nebensache.
6) Wenige Substantive, viele Verben
Nutze beim Texte schreiben lieber Verben als Substantive. Sie machen deine Texte einfach lebendiger. Die sogenannte Nomenstruktur, meist besser bekannt als Bürokraten- oder Beamtendeutsch, mögen die allerwenigsten Leser.
Statt so:
„Eine Interessensbekundung wird erbeten.“
besser so:
„Bitte melde dich hier an.“
6) Direkte und persönliche Ansprache
Sprich deine Zielgruppe in deinen Texten direkt an – statt über sie. Gleiches gilt für die persönliche Ansprache. Also „du“ statt „man“. So erzielst du deutlich mehr Aufmerksamkeit.
Statt so:
„Eventmanager stehen vor der Herausforderung … und zugleich müssen sie stets… im Blick behalten…“
lieber so:
„Als Eventmanager ist es deine Aufgabe…“
Bist du Eventmanager setzt du zu Beginn dieser Sätze natürlich die Bezeichnung deiner Zielgruppe ein. 😉
Statt so:
„Man muss auch immer die Zahlen im Blick behalten.“
Lieber so:
„Du musst deine Zahlen kennen.“ oder „Kenne deine Zahlen.“
7) Falsche Freunde
Manche Dinge lesen wir so oft, dass wir glauben, sie wären wahr oder richtig. Und dann benutzen wir sie sogar beim Texte schreiben. Dazu gehört zum Beispiel der Ausdruck „Sinn machen“. „It makes sense“ kommt aus dem Englischen. Doch deshalb wird’s noch lange nicht richtig, wenn wir es 1:1 übersetzen. „Sinn ergeben“ oder „sinnvoll erscheinen“ sind hier die korrekten Formulierungen. Bist du dir bei solchen Phrasen unsicher, schau einfach einmal in die Online-Ausgabe des Dudens. Dort gibt es überhaupt keinen Eintrag für meine Beispiel-Phrase. Allerdings schlägt dir der Duden die alternativen und korrekten Formulierungen vor.
8) Der Imperativ
Gleiches gilt für den Imperativ, also die Befehlsform. Diese wird immer häufiger falsch gebildet. „Lies“ ist die korrekte Befehlsform des Verbs „lesen“ und wirklich nicht „lese“. Auch hier hilft dir ein Blick in den Duden.
Fazit
Willst du gute Texte schreiben, ist heutzutage dank hilfreicher Online-Quellen wirklich einfach. Überprüfe deine Texte zuerst auf den Lesbarkeitsindex. Schaue dann, welche der vorgestellten Regeln du ganz einfach umsetzen kannst. Und dann heißt es: Üben, üben und nochmals üben.
PS: Dieser Text hat trotz der weniger verständlichen Text-Beispiele einen Score von 64,8 Punkten. Das kannst du auch.
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