Workshops – so gelingen dir echte

Interaktive Eventformate  |  27/11/2023

Viele Workshops sind lediglich Vorträge in kleineren Räumen und gaukeln den Teilnehmenden etwas vor, was es dann nicht geben wird: sich selbst einbringen und etwas erarbeiten können. "Aber viele Teilnehmenden wollen gar nicht aktiv mitarbeiten" höre ich dich jetzt sagen. Ja, das stimmt. Allerdings brauchen diese sich dann auch nicht für einen WORKshop anmelden. Doch diejenigen, die einen erwartet haben, hast du als Veranstalter·in enttäuscht – mit einer falsch aufgebauten Erwartung. Besser, dein Event hat echte Keynotes und echte Workshops. Und so geht's.



PS: Einen echten Workshop habe ich gerade auf LinkedIn entdeckt. Schau mal rein. Du erkennst ihn sofort.

echte Workshops planen

Woran du unechte Workshops erkennst

Du als Veranstalter·in erhältst einen Programmentwurf oder als Teilnehmende siehst du eine Agenda, die Workshops enthält? Dann schau genau hin. Es gibt einige Anzeichen, dass es sich um eine Mogelpackung in Form eines Frontalvortrags handelt, statt um einen echten Workshop.

  • in der Beschreibung des "Workshops" findest du Formulierungen wie "Sie erfahren" statt "Sie erarbeiten"
  • niemand bittet die Teilnehmenden echte Fallbeispiele aus deiner eigenen Praxis mitzubringen
  • die "Workshops" sind in der Formatierung und im Wording den normalen Vorträgen so gleich, dass du schon optisch keinen Unterschied erkennen kannst
  • es gibt keine Abfrage von benötigten Vorkenntnissen oder die Nennung eines bestimmten Erfahrungsniveaus; es wird also nicht klar, ob das "Ding" hier für Einsteiger·innen oder "Fortgeschrittene" ist
  • die Raumausstattung ist eine klassische Reihenbestuhlung – es fehlen Flipcharts, Pinnwände, Tische oder ähnliche Dinge zum Mitschreiben und aktiv Bewegen
  • es gibt keine Formulierung eines gewünschten Ergebnisses 
  • niemand erwähnt, wie die gemeinsam erarbeiteten Punkte dokumentiert werden (wie auch, wenn nichts erarbeitet werden soll?)
  • wenn du den Raum betrittst, siehst du eine klassische Bestuhlung statt einer aktivierenden Umgebung wie z.B. bunte Stühle oder gar bedruckte Pappwürfel 

> mehr dazu erfährst du auch im Artikel Mindset Events – wenn deine Events etwas beWIRKen sollen

Frontalbeschallung als Vortrag


Das macht echte Workshops aus

Workshops, die den Namen Workshop verdienen, zeichnen sich im Kern dadurch aus, dass die Teilnehmenden selbst aktiv werden. Sie produzieren in der Zeit auf deinem Event selbst ein Arbeitsergebnis. Das kann auch ein kleiner Schritt einer größeren Aktion sein. Doch wesentlich ist, dass sie für sich oder zusammen mit anderen in dem Raum etwas erarbeiten – unter Anleitung des oder der Workshopleiter·in.

Das kann z.B.

  • eine Liste von Ideen für die Lösung eines bestimmten Problems sein;
    z.B. "Wie lösen wir den Fachkräftemangel in unserem Hause?"
  • ein Maßnahmenplan zur Erreichung eines bestimmten Zieles sein;
    z.B. "so finden wir die passende Software für unsere Eventplanung"
  • visuell gebaute Ideen für eine neue Strategie sein;
    z.B. mit der LEGO® SERIOUS PLAY® Methode gemeinsam gebaute Visionen
echte Workshops organisieren


Workshop-Methoden

Es gibt viele Methoden, die Event-Teilnehmende aktiv in etwas einbinden und sie selbst etwas erarbeiten lassen. Einige davon findest du hier:

LEGO® SERIOUS PLAY®

Eine meiner persönlichen Lieblingsmethoden. Wenn du dafür eine Trainerin suchst, dann kann ich dir wärmstens Sonja Zöllner empfehlen. Wir haben auch schon gemeinsam Online-Workshops nach dieser Methode durchgeführt – natürlich geht das auch offline.

Das zeichnet LEGO® SERIOUS PLAY® aus: 

Statt bestimmte Probleme nur im Kopf zu wälzen, baut jede·r zunächst für sich und später gemeinsam mithilfe der LEGO®-Steine Modelle. Diese zeigen am Anfang den IST-Zustand und im Laufe des Workshops visualisieren sie die Lösungen und Wunsch-Zustände. Das Gute daran: Wir fokussieren uns auf eine Aufgabe, statt in Beziehungen und Konflikten zu denken. Außerdem wird schnell klar, dass jede·r zu einer bestimmten Frage ein anderes Bild im Kopf hat. Darüber tauschen wir uns in der Realität nur selten aus. Doch mit LEGO® SERIOUS PLAY® wird's sichtbar und viel besser noch: leicht und lange merkbar.

Übrigens: Die LEGO® SERIOUS PLAY® eignet sich auch hervorragend für Strategie-Workshops oder Teamentwicklung. 

LEGO® SERIOUS PLAY®

LEGO® SERIOUS PLAY® | Copyright Sonja Zöllner


Seifenkiste oder Rube-Goldberg-Maschine bauen

Du möchtest dein Team oder die Event-Teilnehmenden mal so richtig in Action bringen? Sie aktiv etwas bauen und zugleich etwas lernen lassen? Dann lass sie gemeinsam ein Werk produzieren, z.B. eine Seifenkiste oder eine Rube-Goldberg-Maschine. In beiden Fällen geht es nicht darum, wie die Seifenkiste oder die "Nonsense-Maschine" am Ende aussehen, sondern wie das Team dabei vorgegangen ist und was es bzw. jede·r Einzelne auf die aktuelle Arbeit oder die eigenen Prozesse übertragen kann.

Am Ende des Bauprozesses könntest du die Teilnehmenden z.B. fragen

  • wie sie sich im Team gefühlt haben (z.B. integriert oder überflüssig)
  • welche Erkenntnisse sie im Bauprozess gewonnen haben (z.B. planlos gestartet zu sein)
  • und was sie daraus für den Alltag ableiten wollen (z.B. planvoller vorgehen)
  • was erstaunlich gut geklappt hat (z.B. das auch unausgesprochene Dinge wie das Aufräumen erledigt wurden)
  • und vieles mehr.
Seifenkiste oder Rube-Goldberg-Maschine bauen in Workshops


1-2-4-Alle-Methode fürs Brainstorming oder Reflexion

Du hast nur wenig Zeit oder zu wenig Platz, um deine Event-Teilnehmenden etwas bauen zu lassen? Dann nutze doch die 1-2-4-Methode, um dennoch in kurzer Zeit viele Menschen zu involvieren und dabei das Wichtigste herauszuarbeiten.

Und so geht's:

  • zuerst denkt oder arbeitet jede·r für sich an einer bestimmten Frage oder Herausforderung
  • anschließend treffen sich die Menschen in 2er Gruppen und tauschen sich über das Wichtigste aus
  • die zentralen Erkenntnisse aus diesem Gespräch nehmen sie nun in eine 4er Gruppe mit
  • und stellen das davon Wichtigste vor dem Publikum vor.

So werden alle gehört, involviert und können aktiv ihre Meinung sagen. Und dennoch kommt ihr schnell auch in größeren Teams voran. Diese Methode eignet sich sehr gut für ein Brainstorming, aber auch als Reflexionsübung nach einem Workshop.

1-2-4-alle-Methode


World Café

Eine sehr beliebte und organisatorisch ziemlich einfach umsetzbare Methode für Workshops sind World Cafés. Dieses eignet sich vor allem dann, wenn du viele Menschen in kürzester Zeit in den Austausch bringen und dabei Ideen generieren lassen willst. An runden Tischen mit ca. sechs bis acht Personen diskutieren die Event-Teilnehmenden ein zuvor festgelegtes Thema und halten ihre Ideen und Meinungen auf der dort ausgebreiteten Tischdecke fest. Nach Ablauf einer gewissen Zeit wechseln die Teilnehmenden die Tische –  bis auf den Tischgastgeber, der oder die, die neuen Gäste in die bisherigen Erkenntnisse kurz einweiht. Nun geht's mit der Ideenfindung weiter bis alle einmal überall waren oder die Zeit abgelaufen wird. Anschließend stellt der bzw. die jeweilige Gastgeber·in die Ergebnisse des Tisches vor dem Publikum vor. So werden in kurzer Zeit alle involviert und schnell Ergebnisse präsentiert. 

World Café Gesprächsrunde

World Café Gesprächsrunde


Mehr dazu erfährst du auch im Blogbeitrag So funktioniert ein World Café

Du kannst aber auch ganz frei an den Workshop herangehen. Ein Best Practise für einen interaktiven Workshop findest du im Beitrag So gelingt dir ein interaktiver Workshop – Schritt für Schritt.

interaktiver Workshop mit Kai Janssen und Jörg Sellerbeck

interaktiver Workshop mit Kai Janssen und Jörg Sellerbeck


Die Erwartungshaltung passend aufbauen

Es gibt, wie ganz am Anfang schon erwähnt, Menschen, die wollen sehr gern einem Frontalvortrag lauschen – ganz ohne eigene Beteiligung. Außerdem bietet sich das bei manchen Themen durchaus an. Wichtig ist nur, dass du als Veranstalter·in die richtige Erwartungshaltung aufbaust. So, dass am Ende in den Workshops Menschen sitzen, die tatsächlich etwas ERARBEITEN wollen und dass in den Vorträgen Personen sind, die keine aktive Arbeit erwarten. Das führt dazu, dass du niemanden - zumindest mit Blick auf diesen Aspekt - enttäuscht. Und das wiederum führt zu zufriedenen Teilnehmenden, positivem Feedback und einer hohen Wiederbuchungsrate. 

  • Kläre schon mit den Referent·innen, wie hoch der Mitmach-Teil der Session sein wird.
  • Kommuniziere klar, ob in dem Workshop gearbeitet wird und wenn möglich nach welcher Methode.
  • Informiere die Teilnehmenden vorab, welche Vorkenntnisse, Fallbeispiele oder anderen Materialien sie mitbringen sollten.
  • Formuliere ein Ziel, welches das Ergebnis des Workshops klar aufzeigt. Z.B. "Nach dem Workshop haben Sie einen unter Anleitung erstellten Maßnahmenplan, mit dem Sie in Ihrem Büroalltag das Problem XYZ eigenständig lösen können."
Workshops haben klare Ziele und Ergebnisse

Die richtige Abschlussfrage

Das Wichtigste an einem Workshop ist, dass die Teilnehmenden etwas aktiv in ihren Alltag übernehmen. Genau das solltest du bzw. deine Moderationsleitung daher am Ende des Workshops auch abfragen.

Es geht in erster Linie also nicht darum, zu erfahren, wie's ihnen gefallen hat, sondern die Praxistauglichkeit des Workshops beurteilen zu können.

PS: Kennst du die 72-Stunden-Regel? Diese besagt, dass die Wahrscheinlichkeit, etwas Neues zu beginnen drastisch sinkt, wenn man nicht innerhalb von 72 Stunden beginnt. Gib ihnen daher unbedingt eine Aufgabe für die ersten 72 Stunden mit auf den Weg.


Fazit

Workshops sind keine Vorträge in kleinen Räumen. Auch wenn die Realität anders aussieht. In einem Workshop arbeiten die Teilnehmenden selbst und kommen einer bestimmten Frage oder Herausforderung ein Stückchen näher.


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